15.08.2022
einhundert fast vorgesehene Kilometer
von Tobelbad zur Stainzer Warte und noch weiter
es gibt ja doch ein paar Ziele die man sich steckt. und wenn sie einigermaßen realistisch sind. also wirklich im Bereich dessen liegen, was man leisten kann. dann kann man sie auch erreichen. nur sollte man sich nicht gänzlich unvorbereitet in ein solches Abenteuer stürzen. wobei ich ja genau so jemand wäre. doch die Vernunft kommt mit dem Alter. wenigstens schaut sie hin und wieder bei mir vorbei. in kurzen Augenblicken. schüchtern. hab ihr vielleicht schon zu oft gesagt, daß sie sich bitte woanders herumtreiben möge.
Tobelbad - Villach. das ist mein Vorhaben. sind nur rund einhundertachtzigtausend Meter. nichts wirklich großartiges. aber auch nichts was ich einfach so machen würde. und weil diese Strecke schon seit nun drei Jahren in meinem Kopf herumspukt. meine beiden Kinder wohnen seit eben dieser Zeit in Kärnten. ist es nun wirklich an der Zeit ein paar längere Ausfahrten zu machen. vielleicht wird es dieses Jahr noch was.
ich muss also anfangen die Distanz und das Profil in meinen Formaufbau einzubeziehen. und auch wenn meine letzte längere Ausfahrt etwa her ist. die Grundkondition ist ja ganz brauchbar. hatte ich mir für heute vorgenommen mal ganz gemütlich nach Deutschlandsberg zu radeln. über die Sallegger Straße. wenn schon. denn schon. ich bin auch ziemlich früh los. kurz nach acht. aber trotzdem zu spät. das Thermometer sollte sich noch merklich, gleich der Sonne, nach oben bewegen. da durfte ich natürlich nicht hinten nach sein. da komme ich jedoch noch früh genug hin.
nachdem ich ja hier aufgewachsen bin. schon seit bald dreißig Jahren etwas mehr in die Pedale trete. sind mir die Gegend, die Straßen und das Gelände bekannt. deshalb geht es nach ein paar hundert Metern schon das erste Mal bergauf. ich wohne ja unten. ein paar Kilometer zum einrollen habe ich mir aber gegeben. bevor es rauf nach Gießenberg hieß einen Gang runter zu schalten. hab also vorne von groß auf klein gewechselt. gut. eigentlich waren es elf Gänge...
weil wir in einer, fürs radeln, sehr dankbaren Gegend leben. hieß es nun wieder laufen lassen. nach Sankt Stefan ob Stainz. rauf treten. ich muss gestehen, daß ich zu diesem, noch frühem, Zeitpunkt schon kein all zu gutes Gefühl in den Beinen hatte. legte mir eine Alternativroute zurecht. bog trotzdem rechts ab und steuerte über Lemsitz, Grünbaumgarten und Wald, Stainz an. stark befahrene Straßen werden von mir so gut es geht gemieden. und heute auch brutale, lange, steile Anstiege.
dachte ich mir.
es ist ja so. sehe ich irgendwo einen Berg. es zieht mich. kann (fast) nicht dagegen tun. ich muss da einfach rauf.
also wieder rechts. rauf richtung Stainzer Warte. Anstieg vier auf dieser Tour. der erste längere. und auch steilere. gemütlich einen niedrige Übersetzung pedalierend näherte ich mir der Abzweigung zu diesem wirklich guten Ausblickspunkt. leider war der Zugang versperrt. schade. es sollen Renovierungsarbeiten stattfinden. Dauer. unbekannt. oder aber auch recherchierbar.
also zurück auf die Straße. weiter rechts. weiter rauf. was sonst. ich folgte also wieder der ursprünglich geplanten Route. doch ließ ich mir ein paar Optionen offen. links runter nach Bad Gams. dafür gibt es ja unterwegs ein paar Möglichkeiten. bei meiner letzten Ausfahrt auf dieser Strecke griff ich nach diesem Rettungsanker.
ein Schaltungsdefekt, was heißt Defekt. ich hatte eine Schraube locker... zwang mich zu einem, nicht ungünstigen, Zwischenstopp. wenn der Schaltzug nicht fest klemmt, wird es mit dem schalten irgendwann nichts mehr. Hilfe fand ich. und nach dieser wohltuenden Pause. mit der Frage, wie weit es eigentlich noch zum Reinischwirt sei, machte ich mich auf die nächsten knapp elf Kilometer Wegstrecke. ich habe natürlich auch total unkonzentriert meinen Kopf nach links geneigt. von oben sieht man ja gut. hätte ich auch nach hinten geschaut, hätte ich die mich einholenden Analog-Radler bemerkt. Rennräder mit elektrischer Unterstützung sind doch noch, und dafür bin ich dankbar, ein Nischenprodukt. auch wenn ich meine Stärken eigentlich in den Bergen habe. heute war nicht ganz mein Tag. es zieht sich auch einigermaßen bis man die nächste Abzweigung erreicht. es geht mal leicht steigend bergan. dann wieder eben. leicht fallend. ein paar steilere Stücke. und meist Kurve an Kurve. und wäre mir nur das kleine Ritzel vorne zur Verfügung gestanden. ich bin mir ziemlich sicher. ich hätte schon mindestens einen Krampf gehabt.
ich denke die beiden Zweiergruppen, die ich einholte, weil sie pausierten. mich wieder einholten, weil ich im Cruise-Modus unterwegs war, haben die Auffahrt zur Hebalm in Angriff genommen. vielleicht ein andern Mal. ich bog links ab. bergab zu fahren ist auch nicht ganz entspannend, denn die Muskeln sind da auch meist, zumindest leicht, angespannt. unkonzentriert zu sein könnte schmerzhafte Konsequenzen nach sich ziehen. deshalb wollte ich dann eigentlich rechts rauf nach Freiland ob Deutschlandsberg. das war auch von Anbeginn der Plan. weil ich aber erst unlängst mit dem Auto diese Straße abgefahren bin, habe ich gleich wieder umgedreht. diese ganzen giftigen unflachen Rampen hätte ich heute nicht geschafft. es war auch schon ziemlich warm. also einfach die Hebalmstraße runter. zügig. obwohl schnell bergab mit dem Renner jetzt nicht so meines ist. heute hat es aber Spaß gemacht.
weil mein Talort jetzt nicht Deutschlandsberg war. sondern Frauental an der Laßnitz. musste ich eben dort meine Eispause einlegen. und dieses stehen bleiben für ein Eis ist in dieser Gegend Pflicht. sei es beim Valentino. oder eben beim Leitner. von dem ich seit heute finde, daß es dort das bessere gibt. blaue Traube, Granatapfel war meine heutige Wahl.
die nächste war jene mich für den weiteren Verlauf meiner Fahrt zu entscheiden. gut und frisch fühlte ich mich nicht wirklich. es war auch egal welchen Weg ich wählen würde. vier Steigungen waren das mindeste was ich zu erwarten hatte. und unnötig quälen musste ich mich auch nicht. es reichte eh schon die nötige.
ich entschied mich über Groß Sankt Florian nach Stainz zu radeln. dort stehen zu bleiben. weil sich der Kopf anschickte zu schmerzen. der Kreislauf auch nach Unterbrechung lief. und ich mich ja auch wieder einreden musste, daß es ja nicht mehr weit sei... nur blöd wenn man es besser weiß.
wäre ich bei mehr Kräften gewesen, hätte ich die Route über Graggerer, Koglberg, Sankt Josef, Oisnitz und Dobl gewählt. nur kenne ich de Anstiege. über Sankt Stefan war es ein wenig angenehmer. von dort ging es gleich zurück. doch nur bis Lieboch. nach Hause. zu meinen Eltern. ich hätte die letzen dreieinhalb Kilometer zu mir nicht geschafft.
zumindest standen nun am Ende der Ausfahrt knapp einhundert Kilometer, eintausendsechshundertfünfzig Hohenmeter und eine Wanhsinnsdurchschnittsgeschwindigkeit von 19,3 km/h zu Buche.
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