ich habe ja in bestimmten Kreisen einen Ruf. ich sei ein Extremist. gut. es lässt sich jetzt nach drei Wanderungen in dieser Woche schlecht dagegen argumentieren. doch soll ich, wenn ich eh zu Hause bin, auch dort bleiben. vor allem an einem Tag, an dem im Grazer Becken der Hochnebel, so sah es dann von oben aus, hängt, und oben eben die Sonne scheint. vor allem kann ich auch nicht daheim bleiben, wenn mich eine Freundin fragt sie auf die Rote Wand zu begleiten. dort war ich ja eh so gut wie noch nie. kann sein, daß es heute zum zehnten Mal war. doch definitiv ist es der Gipfel den ich bis jetzt am öftesten besuchte. es ist ja auch nie gleich. andere Begleiter. andere Begegnungen. andere Wege. anderes Wetter.
ich war auch wirklich ein wenig am überlegen, hatte ich mir doch andere Optionen offengehalten, noch ohne von dieser gewusst zu haben. doch die Aussicht, dieses Mal den Anstieg über den Jägersteig, eine mir noch nicht bekannte Route, in Angriff zu nehmen, frohlockte mich. ich nehme ja gerne diese Pfade. diese wenig begangenen. die wenig bekannten. sie sind immer spannender zu gehen. man ist auch meistens alleine. was zwar viel Ruhe bringt, doch etwas mehr Unruhe falls doch etwas passieren sollte. und Jägersteige haben es manchmal auch ein wenig in sich. das sind keine gemütlichen Wanderwege. es kann schon vorkommen, daß man auch die Hände zur Hilfe nehmen muss. doch alles der Reihe nach.
grau war der Morgen. der Boden sogar weiß. es war da so etwas ähnliches wie Schnee. doch das konnte doch gar nicht sein. nicht die Sprache davon. nichts davon war zu lesen beim morgendlichen Wettercheck auf einer der vielen verlässlichen Quellen im Internet. also mussten unsere Augen uns täuschen. Schnee. unmöglich. unsere Augen haben uns ganz sicher einen Streich gespielt, denn im Norden der Stadt, den Plabutschtunnel verlassen habend, schien die Sonne. welche uns den Rest vom Tag, bis zum Verlassen des Plabutschtunnels am Südportal, begleiten sollte. blau war der Himmel über uns, als wir uns vom Parkplatz "Rote Wand" aufmachten. die Rote Wand schon im Blick. ich kann mich auch noch erinnern als ich mit meinem Sohn den selben Weg nahm. anfangs war er noch sehr motiviert. doch mit jedem weiteren Schritt der, ich zitiere ihn, "gschissn langweiligen" Forststraße entlang, sanken seine Schrittfrequenz und die Neigung seines Kopfes, die entgegengesetzt zum Gelände nicht nach oben ging. diesen Weg nahmen wir nun also wieder. Erinnerungen drangen wieder ans Licht. ich muss lächeln wenn ich daran zurückdenke. ich bin dort schon öfters hoch. mit meinem Sohn. mit meiner Mutter. meiner guten Freundin Susanne aus Salzburg. alleine. und heute mit Elfie. wieder neue Erinnerungen die irgendwo zwischengespeichert wurden, um später wieder empor zu kommen, um mich wieder einmal mehr zum Lächeln bringen werden.
wenn man so zu zweit, tratschend, die Gegend bewundernd, frei, dahin wandernd, merkt man gar nicht so sehr wie bescheiden langweilig der Weg eigentlich ist. ein Mittel zum Zweck. manchmal auch willkommen. denn man muss ja nicht sofort mit einem steilen Anstieg ins Abenteuer starten. der sollte eh noch, in abgeschwächter Form, auf uns warten. denn wählt man den Anstieg über den Jägersteig, so steckt es schon im Namen, muss man den üblichen Weg verlassen, um auf den Weg zu wechseln, über den man sonst zurückkommen würde, wenn man nicht eine andere Passage für den Rückweg wählen würde. demnach ging es bei der ersten Weggabelung scharf rechts. doch dann sollte man ein wenig aut den Weg achten. sonst läuft man an der Abzweigung vorbei. irgendwann geht es eben links rauf. ob ich den Pfad jetzt alleine nochmals finden würde. aber gewiss doch. hab ja einen gpx-Track und weiß auch Karten zu lesen. hat man den Jägersteig erst ausgemacht ist es zumeist ein leichtes diesem zu folgen. es gibt nur einen Weg. und blaue Punkte die seinen Verlauf weisen. hin und wieder wird man auch die Hände zur Hilfe nehmen müssen. doch sind nirgendwo Stellen die wirklich mehr als einfach nur Trittsicherheit verlangen würden. ich weiß aber nicht ob ich alleine dort hoch würde. wahrscheinlich auch deshalb, weil ich lieber mit anderen auf die Rote Wand gehe. und ich hab ja auch schon wieder eine neue Idee.
jetzt könnte ich erzählen von Stellen wo der Morgen begrüßt werden möchte, nach einer Nacht in einer Hängematte oder Schlafsack. davon wo Slacklines über Abgründe gespannt werden. man auf Steinböcke treffen kann. aber es gilt Ruhe zu bewahren...
irgendwann trifft man wieder auf den markierten Wanderweg. und damit auch wieder auf andere Menschen. heute waren es nicht allzu viele, trotz des schönen Wetters. und Elfie hat Recht. trotz der Nähe zu Graz. trotz des Umstandes, daß die Wanderung weder technisch noch konditionell wirklich fordernd ist, egal von welcher Seite man den Gipfel ansteuert. überlaufen ist die Rote Wand, glücklicherweise, nicht. wo man Menschen trifft gibt es Gerede. das ist ja auch das Schöne am Wandern. man trifft keine unfreundlichen Menschen. und hier heroben trifft man eben auch, mit weniger Glück als man vermuten möchte, auf Steinböcke oder Gämsen. so auch heute. alle waren wir so ein klein wenig woanders als wir die Tiere erblickten. schwer zu sagen welche Gefühle da in jedem keimten. ich kann ja die meinen auch nur schwer in Worte fassen. auch wenn ich an dieser Stelle jetzt in der literarischen Ausdruckskiste kramen könnte. denn der schönen Worte gäbe es jetzt viele. doch mir will jetzt, ganz ehrlich, nicht eines einfallen. ich kann nur sagen. so wie heute habe ich die Tiere noch nie angetroffen. ich sah schon den "Chef" erhaben und stolz in der Sonne liegen. sich präsentierend für Fotos. umgeben von seiner Damenschaft. ich sah junge Steinböcke in Vorbereitung für den Nachfolgekampf. es kam auch vor, daß keine Steinböcke anzutreffen waren.
heute war wirklich ein besonderer Tag. es waren eben all diese Begegnungen mit all diesen Lebewesen. Mensch wie Tier. die Landschaft die sich unter uns ausbreitete. und vor uns in der Ferne. der blaue Himmel über uns. der weiße Teppich der über dem Grazer Becken lag. der Nebel der langsam emporstieg.
ach ja. der Weg. nach dem Jägersteig wieder am markierten entlang. dem Abgrund entlang. in Richtung Gipfelkreuz. anfangs etwas steiler über die Wiese, die westliche Flanke der Roten Wand. immer auch darauf achtend wildes Getier zu erspähen. immer wieder stehen bleibend. bewundernd die Gegend in der wir wohnen. Worte wählend um andere auch auf die Pfade zu leiten. es folgen am Ende auch noch durchaus überzeugende Fotos...
den Gipfelbucheintrag haben wir wieder ausgelassen. doch Fotos gemacht. unsere Jause geteilt. manches auch mit anderen. so wie es eben am Berg manchmal ist. auch galt es zu erörtern welcher der Weg zurück werden sollte.
für mich sollte es schlussendlich ein neuer werden. unerforschtes Terrain. neue Welten. doch gibt es auch zwei Optionen am Weg zur Tyrnauer Alm wenn man den Wiesenrücken erreicht, der zum Verweilen einlädt. der Blick in alle Himmelsrichtungen. nach Süden hin zum Schöckl. nach Westen zurück zur Roten Wand. noch Norden in die Niederen Tauern mit zu vielen um sie hier alle aufzuzählen. nach Osten zum Hochlantsch. die Aussicht. die Fernsicht an klaren nicht zu warmen Tagen
wird noch besser wenn man über den nächsten Bergrücken nochmals nach oben steigt. und es ist unten schon nicht übel. ist dann noch einmal ein wenig knackig doch über alle Maße lohnenswert. alternativ geht man rechts durch den Wald zurück. die bessere Option an sehr warmen Tagen. ist man doch im schattigen Wald unterwegs. am Ende führen beide Wege doch wieder zusammen. und wieder steht man vor der Wahl. links hinunter unter der Wand entlang. dem Pfad immer weiter folgend bis man wieder auf die Forststraße trifft, diese doch eher langweilige. oder eben weiter zur Tyrnauer Alm. dort zweigt dann irgendwann ein Weg rechts nach unten weg. ein wenig begangener Pfad, nicht markiert, und wahrscheinlich auch nur wenigen bekannt. eindeutig auch angenehmer zu gehen als der den ich normalerweise gehe. wird also in Zukunft mein bevorzugter werden. verlaufen kann man sich nicht. den irgendwann trifft man ohnedies auf die Straße die am Parkplatz vorbei rauf zur Alm führt. solange man nicht anstatt nach unten wieder nach oben geht. man muss nur der Sonne entgegen gehen. mit ihr in den Sonnenuntergang. der noch etwas auf sich warten ließ und dann doch zeitiger kam als angekündigt. denn bei der Wanderung war die Sonne unser stetiger Begleiter. vielleicht waren wir deshalb beide müde als wir zurück zum Parkplatz kamen. ein Energie-Overload. eine Glückshormonüberbelastung. ein Zuviel an Frischluft.
doch das Rasten und Ruhen musste noch etwas warten. wir mussten ja wieder nach Hause. wo das Wetter das gleiche war wie morgens beim Aufbruch. es konnte kein Schnee gewesen sein. nur eine Einbildung. eine optische Täuschung. es war niemals weiß. es war ganz bestimmt das selbe Grau. es war noch immer da am Südportal des Plabutschtunnels. vielleicht ist die Zeit auch gar nicht vergangen. man hätte es nicht sagen können. vielleicht waren wir in Wirklichkeit auch gar nicht weg. zu schön war dieser Tag unter blauem Himmel auf der Roten Wand.



























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Kommentare
Danke, war wirklich ein wunderschöner Tag.
Du kannst wunderbar schreiben ✍️ Respekt.