21.04.2025 - mit dem Rennrad um die Halbinsel Koromačno

Veröffentlicht am 24. April 2025 um 22:18

das Wetter meinte es gut mit mir an diesen knapp vier Tagen am Meer. zu Hause war der erste Tag wieder verregnet. auf der istrischen Halbinsel trübten die Wolken nur manchmal den blauen Himmel. meine Stimmung war dafür immer Sonnenschein. das hatte dieses Mal viele Gründe. und nicht alle waren hier zu finden. was ich aber hier an diesem Ostermontag fand war ein mehrgängiges Frühstück, wie jeden Tag. gefolgt von einer sehr exklusiven Stadtführung durch Opatija mit Barbara, weil wir trotz einiger Gäste im Hotel nur zu zweit waren. als ich bei meiner Ankunft las, daß eine Tour durch Opatija mit ihr am Programm stand, muss ich zugeben mich sehr darauf gefreut zu haben. denn es gab bei meinem ersten Urlaub hier eine kleine Wanderung mit ihr, die mir immer in Erinnerung bleiben wird. vielleicht erzähle ich irgendwann davon. auf jeden Fall erfährt man ganz andere Dinge, wenn man den Guide ganz für sich alleine hat. und weil ich so vergesslich bin, kann ich diese exklusiven Tipps jetzt auch gar nicht teilen.

doch blieb mir nach der Tour durch die Stadt noch ein ganzer Nachmittag für eine Tour mit dem Rennrad. Labin sollte mein Ziel sein. also rein ins Radl-Outfit. rein ins Auto. und auf ging es erst einmal der Küstenstraße entlang. ich frage mich immer wozu diese runden Tafeln mit der Inschrift 40 am Straßenrand stehen. ja. man kann. man könnte den Ausblick aufs Meer länger genießen. doch wo bliebe dann der Spaß? die Strecke lädt zu einem schwungvolleren Fahren ein. solange man auf niemanden trifft, der die Geschwindigkeitsempfehlung zu eng sieht. ich spreche nicht von rasen. nur zügig fahren, weil es den Kurven danach verlangt. so ist man auch ziemlich flott in Labin. hat dann mehr Zeit für die knapp fünfzig Kilometer die es dieses Mal waren. das klingt nicht nach viel. doch Fotopausen. und andere Stopps. die knapp eintausendzweihundert Höhenmeter. da muss man nicht wirklich auf der Flucht sein.

auch wenn ich auf den ersten Kilometern ziemlich flott unterwegs war. die Beine waren noch frisch. eine leichte Prise umwehte mich. die Glückshormone wurden immer noch in einem Übermaß produziert. und das Geländeprofil lud anfangs auch zu einem schnelleren Tempo ein. außerdem. ich war am Rennrad unterwegs. das geht nunmal um einiges schneller als fünfundzwanzig Stundenkilometer. gut gelaunt ging ich in die Anstiege. noch besser gelaunt in die Abfahrten. und selbst wenn ich am Meer war. der erste Blick auf der Tour aufs selbige ließ meine Laune nochmals besser werden. und weil ich so glücklich war. so im Flow. fuhr ich an der ach so wichtigen Abzweigung vorbei. fand mich fast auf Meeresniveau in Koromacno wieder und wusste, daß da etwas nicht stimmen konnte. gut. dann waren das eben ein paar Höhenmeter mehr. eh ganz flache. und außerdem bin ich ja ein eher ein Bergfahrer. so dachte ich.

längere Anstiege hatte ich eh schon länger nicht mehr in den Beinen. was sind schon knapp vierhundertfünfzig Höhenmeter. gar nicht so wenig. die Luft am Meer ist doch etwas anders. und zu Hause war ich jetzt doch weniger am Rennrad unterwegs als ich es sein wollte.  mehr als zehn Prozent sollte der Anstieg laut Beschreibung auch nicht haben. der Blick auf Meer lässt die Qualen, ach was heißt hier Qualen, die Schinderei vergessen. man erreicht auch nach nicht allzu langer Zeit, obwohl ich nicht wirklich ein Zeitgefühl hatte, einen Aussichtspunkt mit einer Informationstafel über den Weg der heiligen Lucia. für mich eine willkommene kleine Rast und der Hinweis darauf den vierhundertsiebzig Meter hohen Orlic aufzusuchen. ein kleiner Abstecher. also kurz mal das Rad geschultert und ein wenig Biking & Hiking gemacht. belohnt wird man mit einer wundervollen Aussicht auf Rabac, Labin, Rijeka, Cres, Losinj und dem Entdecken eines riesigen Schmetterlings. dem größten Europas. dem Wiener Nachtpfauenauge. hab gerade gelesen daß diese Falter eine Flügelspannweite von circa siebzehn Zentimetern erreichen können. es tanzten auch noch andere Schmetterlinge durch die Lüfte. der Karst bietet eine erstaunliche Fülle an Flora und Fauna. manche scheinen dafür aber keinen Blick zu haben, wie diese zwei Mountainbiker. wollte sie, da sie auch einen Zwischenstopp dazu animieren noch einmal zurück zu fahren. die Straße zu verlassen. den Gipfel zu erklimmen. die Aussicht zu genießen. und den Schmetterling zu entdecken. sie ließen sich nicht von mir überreden. selbst schuld.

wenn man den Höhepunkt. den höchsten Punkt erreicht hat, folgt der tiefe Abstieg. in dem Fall eine leicht rasante Abfahrt, den wirklich schneller als knapp funfundfünfzig wurde ich nie. obwohl ich das Gefühl hatte schneller zu sein. die Straße und deren Verlauf ließen es auch nicht wirklich zu. enge Kurven. teilweise Löcher im Asphalt. ruppiger Untergrund. aber trotzdem wars geil. auch die Finger etwas krampften. immer bremsbereit. die Muskulatur in den Beinen war von Entspannung auch ein Stück weit weg. wirklich laufen lassen konnte man es nur phasenweise. ansonsten galt es sehr bereit zu fahren. ein Moment der Unachtsamkeit führt schnell zu einem Sturz und das kann hier böser enden. denn viel Verkehr gibt es nicht. da will man nicht irgendwo mit gebrochenen Knochen am Straßenrand liegen. ich habe eh eine Welle übersehen. aber gut reagiert. eigentlich fast gar nicht. weil die wirklich nicht zu sehen war.

es ging jetzt abwechselnd rauf und runter, mit langsam doch etwas schwerer werdenden Beinen. die Trittfrequenz nahm ab. die Motivation war nicht mehr ganz so groß wie zu Beginn. und ich hätte direkt nach Labin radeln sollen. aber nein. ich musste noch runter nach Sveta Marina, denn so stand es in der Wegbeschreibung. was soll ich sagen. ich hatte jetzt den absoluten Tiefpunkt erreicht. den Nullpunkt. man sollte meinen, daß es von da an nur noch bergauf gehen könne. was theoretisch auch stimmte, nur mit mir ging es bergab. ich habe die Beschreibung im Internet schlecht gelesen. kann sein daß ich bestimmte Fakten auch einfach nur verdrängt habe. mag sein daß ich das Diagramm mit den Steigungen zu wenig genau unter die Lupe nahm. aber ich spürte die Steilheit. und ich erkenne Steigungen von knapp zwanzig Prozent mit dem freien Auge. und meine Beine fühlen die zweistelligen Abschnitte. da hilft dann aber irgendwann auch das leichte Fahrrad nichts mehr. auch nicht die Bergübersetzung. irgendwann war der Saft raus. geradeaus bin ich teils nur noch schwer gefahren. zwischendurch bin ich wirklich kurz stehengeblieben. wieder mal die Sinnfrage stellend. überlegend den Daumen rauszustrecken. eine Radpanne zu simulieren. körperlichen Zusammenbruch. und trotzdem. ich hatte ein Lächeln im Gesicht. etwas anderen Ursprungs. aber doch ein Lächeln. und jedes Mal wenn ich dachte es würde wieder etwas flacher werden, wurden diese Hoffnungen kurz darauf zunichte gemacht. die Straße wand sich dann wieder steil nach oben. in Steiglinie. es gab zwar Kurven. doch zumeist ging es eher gerader aus. ist psychologisch nicht wirklich vorteilhaft. da half es auch nicht zu wissen, daß das Ziel immer näher kam. ich kam dem Kollaps immer näher. mir wurde langsam kalt. selbst der Schweiß. ich musste runter vom Rad. einmal kurz ins Gras legen. den Puls. den Atem wieder etwas in ruhigere Gefilde führen. eine richtige Pausen. ein letztes Durchschnaufen. ich habe einen guten Punkt gewählt. zwar ging es dann noch immer bergauf. doch waren die Beine jetzt wieder etwas leichter. und dann war auf einmal Pazin zu sehen. ganz nah. und mit einem Mal kehrte die schon verbraucht geglaubte Energie wieder zurück. wollte den Schwung bis runter zum Parkplatz mitnehmen. doch sah ich mich gezwungen in Labins Altstadt noch eine Fotopause zu machen. mit dem Rad doch noch ein paar letzte Höhenmeter zu machen und es dann schiebend per pedes einen kleinen Spaziergang durch die engen Gassen zu machen. ich dachte schon, daß dies der krönende Abschluss der Tour war. doch nein. gekrönt trifft es ja wirklich ganz gut, denn es folgten nun ein paar hundert Meter Kopfsteinpflaster die einem schlecht sitzende Kronen aus den Zähnen hätten rausfallen lassen können. oder den Griff um den Bremshebel verlieren. aber so ging alles gut.

ich kann die Runde trotz aller Strapazen nur empfehlen. wem es zu kurz ist kann ja rund um Labin noch ein paar Kilometer sammeln. oder runter nach Rabac rollen und sich noch ein weiteres Mal nach oben schinden. sind ja nur knapp dreihundert Höhenmeter...

 

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