13.04.2024 - kein Wirt und zwei Gipfel. Rosen- und Reinischkogel

Veröffentlicht am 5. Mai 2024 um 04:28

ach waren das noch Zeiten, als sich Karawanen motorisierten Vierräder von Marhof rauf zum Absetzwirt schlängelnden. zwar konnte man die Ideallinie nur selten fahren. auch wirklich immer mehr auf halbe Sicht anstatt auf Zuversicht. dafür war der Berg. ach was schreibe ich. Berg. es sind zwei Kogel. dafür waren die zwei Kogel. nein. nicht einmal die. der Absetzwirt war überlaufen.

nahe der steirischen Hauptstadt-Metropole Graz gelegen. mehrere nicht allzu fordernde Wanderungen. darunter auch eine typische Städterwanderung. ein Klischee welches doch von Zeit zu Zeit bedient werden sollte... vielleicht dreißig Minuten rauf zum Rosenkogel. und gleich wieder zurück. in weniger. Bier lockt. Schnitzel. zwei Klassiker beim Wirten. spektakuläre Erzählungen über den Gipfelsieg folgend, welche dann zu Hause voller Stolz den noch bequemeren Städtern präsentiert werden. ja. das ist etwas zynisch. doch erlaubt.

Klischees entstehen ja nicht grundlos. und gehören bedient.

es haben die Zeit sich geändert. den Wirt gibt es nicht mehr. schon seit Jahren. und auch der Höllerhansl in Rachling ist nicht mehr. eine klassische Selbstverpflegergegend in der Gegend der Buschenschänken. es muss also niemand hungrig nach Hause fahren. doch wohin um den Hunger zu stillen. am Weg liegt eben nichts mehr. doch genau so habe ich das Wandern in Erinnerung. den Proviant richtet man zu Hause. dann, es muss nicht immer nah des Gipfelkreuzes sein, sucht man sich einen Platz für die Rast. nimmt sich Zeit. packt sein unmotiviert belegtes Wurstbrot aus und ärgert sich darüber, daß der Absetzwirt geschlossen hat...

es hat auch Positives. ich habe mittlerweile das Gefühl, daß die Wälder dort oben mit jedem Besuch von mir grüner werden. und stiller.

bei meinem letzten Besuch wurde ein wenig geschnattert. war nicht alleine unterwegs. konnte deshalb, trotz des nicht vorhandenen Verkehrs. trotz meiner sehr guten Streckenkenntnis, nicht die Ideallinie bergauf fahren. kein Bankett befahren. nichts war mit Kurven etwas mehr zu schneiden. also ging es nur mäßig zügig, mit meiner Mutter, bergan in Richtung ehemaliger Absetzwirt. weil dieser eben der ideale Ausgangspunkt für einen Kogel-Zwilling ist. und sich darüber hinaus zum Formaufbau und als Standortbestimmung eignet. nicht für mich. aber meine Mutter ist mittlerweile doch schon fünfundsiebzig. da kann man bei der ersten größeren Wanderung nicht gleich hunderte Höhenmeter machen, auch wenn es am Ende des Tages knapp über vierhundert waren. deshalb wurde manchmal nicht geschnattert. sondern geschnauft. was aber auch den doch warmen Temperaturen und den Sonnenschein geschuldet war. und auch etwas der Tatsache, daß wir im letzten Jahr weniger unterwegs waren, weil mein Vater doch schwerer krank war. mittlerweile können wir rücksichtslos sein. weil er nicht mehr unter uns weilt. deshalb will sie auch raus. denn man weiß ja nie wie lange man selbst noch so gesund ist, um in der Natur zu wandern. und wandern will sie. noch auf einen Berg in Kärnten. auf den Dobratsch. doch hat der knapp über fünfhundert Höhenmeter, die es, über einen Jägersteig, zu überwinden gilt. meine Wahl auf den Reinisch- beziehungsweise Rosenkogel fiel mit Bedacht.

man startet leicht steigend. weiß nach den ersten Schritten aber schon, daß man wiederkehren wird. das ist aber nicht des Wahnsinns der Schönheit der Gegend geschuldet. vielmehr ist es das Schwarzbeergestauder. Heidelbeeren. überall wächst es. doch scheinen einige Waldbesitzer Angst um einen verminderten Ertrag beim Verkauf von dessen Schnaps, Marmelade und anderen Produkten zu haben, denn es finden sich doch ein paar Verbotschilde die das Sammeln zu bestimmten Zeiten unter Strafe verbieten. es gibt nicht so viele Tiere die all die Beeren fressen könnten. nicht so viele Wanderer die all die Beeren ernten könnten. ich werde mich aber wie jedes Jahr daran halten. bei meiner Ehr. 

so streifen wir also an den Schwarzbeeren, wo schon die Bienen fließig summen, wo schon teilweise Fruchtkörperbildung zu sehen ist, durch den Wald. ein Wunder daß wir nicht stolperten. den Blick doch nicht selten auf den Boden gerichtet. nicht den Weg. es wächst ja mehr als nur das Gesträuch der Beeren. Krokuse. Enzian. und andere Blumen auf Wiesen säumen den Weg. und so manch bizarr gewachsener Baum. andere wachsen nicht mehr. sie müssen dann auch nicht von Menschenhand zu Grunde gebracht werden. die Natur erledigt ihre Arbeit auch alleine, wenn Bäume vom Sturm entwurzelt, quer über den Weg liegen. dann darf man, sozusagen als Grundlagenauffrischung fürs Schwammerl suchen, den Weg verlassen und sich einen eigenen suchen. es werden auch die Schwammerl sein, die uns im Sommer wiederkehren lassen werden. so geht man eine Weile. die Beine sind schon warm gelaufen. der Herzschlag hat sich schon angepasst. der Atemrhythmus. nur kann es so auf Dauer nicht weitergehen. liegt der Reinischkogel doch zweihundert Meter über dem Ausgangspunkt beim Absetzwirt. es folgt ein kurzes, aber doch einigermaßen steiles Stück. noch bewaldet. doch die Frequenz der Atmung, des Herzschlages nimmt ein wenig an Fahrt auf. wenn man den 23er-Weg hinauf zur Almfläche hinaufwandert. im April ist vom Weidevieh aber nichts zu sehen. es gibt aus noch kein Gras um es abzugrasen. aber wenn es dann zu sprießen beginnt, kann man auch auf die rabiate österreichische Kuh treffen, die schon so manch Wanderer aufs gröbste verletzt hat. doch dieses Gefahrenpotenzial war nicht gegeben. so setzten wir also erleichtert unseren Weg fort. eine Sorge weniger. keine Kühe im Auge zu behalten und dann noch diese immer ein wenig im Blick habend, in deren Kuhfladen zu latschen...

auch wenn sich das jetzt ein klein wenig lustig liest. man sollte Kühe nicht aus dem Auge lassen. vor allem wenn Kälber auf der Alm sind. oder ein junger Stier. da sollte man wirklich Vorsicht walten lassen.

weit haben wir es nicht mehr zum gemogelten Gipfelkreuz des Reinischkogels, liegt dieser doch etwas abseits und zur Kapelle deren Glocke zu läuten erwünscht ist. für meine Mutter scheint der Weg aber doch etwas länger. ist es doch ihre erste Wanderung in diesem Jahr. Spaziergänge über mehrere Kilometer im heimatlichen Lieboch überwinden keine dreißig Höhenmeter am Stück. aber sie geht ihren Weg. wie sie es immer schon getan hat. trotz des voranschreitenden Alters. zwar eher gemächlich. doch stetig. und froh bin ich darüber ihr die Wahrheit sagen zu können. die Kapelle ist bald zu sehen. noch fünfzig Meter. das Dach rückt ins Blickfeld. die drittletzten Kräfte, könnten auch noch höhere gewesen sein, werden abgerufen, um unser erstes Zeil zu erreichen. eine wohlverdiente Rast an einem schattigen Platz. ein zwei Fotos mit dem Gipfelkreuz, nach ein wenig Regeneration. ein kleinen Stärkung. hatte extra morgens etwas gebacken. und Wanderpralinen eingepackt. doch wieder mal nur für mich. ich teile ja ungern...

nur zu lange soll man auch nicht verweilen. außerdem ist der Reinischkogel jetzt auch nicht so lohnenswert. ich hab dann also zum Aufbruch geläutet. oder für den Frieden. oder weil es so üblich ist. vor allem hatten wir ja noch etwas vor. der Rosenkogel wollte auch noch erobert werden. doch dazu mussten wir erst wieder zurück zum Start unserer Wanderrunde. dem Absetzwirt. der Weg zurück ist angenehm, weil es gleichmäßig bergab geht. zwar fehlt jeglicher Moment der Spannung, weil man sich fast ausschließlich auf einer Forstautobahn auf den Rückweg macht. aber weil doch wieder Blumen, die Sträucher der Schwarzbeeren und ein paar spannende Felsformationen den Weg säumen und auch der Blick ins Land sich manchmal öffnet, man sowieso die meiste Zeit vertratscht, fällt das gar nicht auf. 

eigentlich wollte ich ja noch eine Schleife auf den Rosenkogel machen. nur hätte sich dann die Gehzeit verdoppelt. das wäre für den Anfang zu viel gewesen. und seine Mutter sollte man nicht vergraulen. doch den Rosenkogel wollte sie sich nicht entgehen lassen, vor allem weil ich ihr den Gipfel mit der Aussicht auf Aussicht schmackhaft machte. es war ja auch nicht weit vom Parkplatz. eben eine dieser typischen Städter-Wanderungen. doch verwunderlich ist es auch nicht manchmal schneller an ein Ziel kommen zu wollen. es würde sich jedoch auszahlen, wenn man nur zum Rosenkogel möchte, einmal außen rum zu gehen. jetzt vielleicht noch nicht. wenn dann aber die Schwammerl-Saison losgeht, lassen sich immer ein paar Eierschwammerl unweit der Wege finden. natürlich auch Schwarzbeeren. und Ameisenhügel. ich kenne keine Gegend die so von diesen Insekten bevölkert wird. Türme türmen sich aneinander. beim nächsten Mal mache ich mir die Mühe und werde sie abzählen. aber konzentriert. denn abgelenkt zu stolpern, womöglich in einem dieser Hügel landend. das wünsche ich niemandem.

doch genug von Ameisen. Hügeln. der Kogel auf den wir wollten. mit seinem richtig in Szene gesetzten Gipfelkreuz, welches dann vermuten ließe auf einem Berg zu sein. man muss sogar hochklettern. doch eben dann wird man mit einem famosen Ausblick belohnt, der noch famoser wäre, wenn sie endlich diese Baumkronen kappen würden. das geht schon mal garnicht, wenn diese das Panorama einschränken. doch wer weiß. vielleicht stellen sie einmal ein paar Windräder auf den Rosenkogel. dann wäre er zwar kein lohnenswertes Ziel mehr, doch die Aussicht könnte dafür auch nicht entschädigen.

wie dem auch sei. nach etwas über vierhundert Höhenmetern blickte meine Mutter glücklich, aber auch etwas erschöpft in die Ferne. runter nach Stainz. rüber zum Wildoner Berg und zu all den anderen Orten die man von hier heroben ausmachen konnte. noch eine kleine Rast bei der Kapelle, deren Glocken ich an diesem Tage zum ersten Mal hörte, aber nur weil eine Partie Wiener am falschen Kogel war. am Reinischkogel darf und soll man läuten. am Rosenkogel kann man es, wenn man eine Möglichkeit findet das Seil zu erreichen, mit dem die Glocke in Schwingung versetzt. ein wenig haben sie schon gebraucht, doch machte sich die Geduld bezahlt, so daß man in diesem Fall wirklich sagen konnte, daß Glocken nie heller klangen.

aber wie auch diese irgendwann verhallen, ließen wir den Rosenkogel hinter uns und wanderten zurück zu unserem Ausgangspunkt. mit dem festen Vorsatz der Wiederkehr. der Schwammerl wegen. und der schwarzblauen Beeren. und weil wir ganz einfach gerne draußen in der Natur unterwegs sind. gemeinsam. denn man kann nie wissen wie lange es so bleibt.

 

 

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