21.05.2023 - voll Bock auf Steinbock - die Rote Wand

Veröffentlicht am 27. Mai 2023 um 10:17

eigentlich gehe ich nicht gerne zweimal auf den selben Berg. doch gibt es Ausnahmen. es gibt ja zumeist nicht nur einen Weg. doch vor allem geht man den Weg nicht immer alleine. das macht den großen Unterschied. also geht es dann wieder einmal zu Orten an denen man schon gewesen ist. über Wege die man beschritten hat. und doch sind sie dann bei jedem Mal doch wieder neu und anders.

die Rote Wand bei Tyrnau gehört zu diesen Wanderungen. selbst ich war schon alleine vier Mal dort oben. zwei Mal zu Weihnachten. beim letzten Mal sogar ohne einen Menschen zu treffen. und keinen Steinbock. es war aber schön dem Stress zu entfliehen, den ich ohnedies ausweiche, welcher aber in den Einkaufszentren seinen Höhepunkt erreicht haben dürfte. Heilig Abend.

ein weiteres Mal habe ich die Bärenschützklamm durchwandert, welche dieses Jahr wieder eröffnet werden soll, und ein andern Mal kam ich über Drachenhöhle und Röthelstein ins Reich der Steinböcke. wahrscheinlich. nein. auf jeden Fall würde man in keinem Gipfelbuch mehr Einträge von mir finden als auf der Roten Wand. wenn ich denn jedesmal eine Randnotiz hinterlassen würde. vielleicht beim nächsten Besuch, denn dieser könnte mein zehnter sein. 

es gibt da ja noch meine Schwester und meine Tochter, welche noch nie den Ausblick genießen konnten. und das unbeschreibliche Gefühl wenn man die Kolonie behörnter Tiere zu Gesicht bekommt.

dieses Mal hatte ich auch Gesellschaft. meine Susanne hat nach langer Wartezeit endlich mal wieder den Weg aus Salzburg in den Süden gefunden. und auch die Sonne ließ sich im Grazer Bergland blicken. deshalb brachen wir schon leicht zeitig in Richtung Tyrnau auf. einem der möglichen Ausgangspunkte für diese Wanderung. und zeitig sollte man aufbrechen. denn mit jeder Minute sinkt die Wahrscheinlichkeit der Sichtung. unsere erste war die eines Schranken. es ist grundsätzlich okay für die Erhaltung der Straße etwas zu verlangen. leidet sie doch unter dem vielen Verkehr. aber sechs Euro für das Tagesticket. das ist doch etwas überzogen. nichtsdestotrotz konnte dies unsere gute Stimmung nur bedingt trüben. natürlich haben wir uns darüber aufgeregt. eine österreichische Spezialität. selbst wenn Susanne aus Bayern kommt. vielleicht ist es dort auch üblich, oder man lernt es spätestens dann wenn man in Österreich wohnt. gäbe es darin Weltmeisterschaften. an uns müsste man erst einmal vorbei.

vorbei war es dann auch mit dem Meckern. es galt ja schließlich einen Berg zu erwandern. nur bis es soweit kommt, muss man wie es mein Sohn einmal formulierte "einen g´schissen langweiligen Weg" hinter sich bringen. eine Forstautobahn, auf welcher es in Morgenstunden auch eine Kriechspur gibt, ehe man auf die Bucheben kommt. ja. er hat schon Recht. fad ist es. aber wenn man seinen Blick über die in vielseitigsten Grüntönen schimmernden Wälder schweifen lässt, den verschiedenen Blumen am Wegesrand, und später auf der Wiese, ein wenig Aufmerksamkeit schenkt und auf die Rote Wand blickt. dann. fällt es nicht ganz so schwer.

schwerer. nein. etwas beschwerlicher wird er dann. der Weg zum Gipfel. statt auf einer Forststraße geht es nun über einen Pfad stets bergauf durch Wald. ab diesem Zeitpunkt wurde ich, damals, von meinem Sohn mit Zapfen als Munition bis zum Gipfel angefeuert. darauf haben wir uns dieses Mal nicht eingelassen. es fand jedoch Erwähnung. sind wir doch erwachsen....

nach einer Weile kommt man aus dem Wald heraus und man zum ersten Mal erahnen, welch großartige Aussicht man hier heroben haben könnte, wenn die Fernsicht etwas besser wäre. nur soll man auch die nähere Umgebung beobachten. es kann leicht sein auch hier schon die ersten Steinböcke zu sehen. wenn nicht. kann man sich an den Abgrund heranwagen. oder eine Linie etwas weiter innen wählen. eine sich in Serpentinen hinaufschlängelte oder eine direkte. eine letzte etwas steilere Passage ehe man sich dem Gipfelplateau nähert. das Gipfelkreuz schon vor Augen. doch dies ist bei dieser Wanderung nicht wirklich das Ziel. befindet man sich doch im Revier einer Steinbockkolonie. ein wenig herumirren ist also gewollt. das Gipfelbuch für einen möglichen Eintrag wartet.

wir hatten an diesem Tag Glück. eine Garantie die Tiere zu erblicken gibt es nicht. doch wenn es so ist. weiß man warum man manch Weg auf sich nimmt. selbst der gestresste Mensch muss bei deren Anblick Gelassenheit verspüren. denn Gelassenheit strahlen sie aus. nicht kümmert es sie, wenn Menschen sich in ihr Revier wagen. so scheint es mir zumindest jedes Mal. und weil sie eben die Ruhe weg haben, kann man sich ihnen auch auf ein paar Meter annähern. auf Respektabstand. nicht weil sie gefährlich wären, denke ich. doch aus Respekt zu den Tieren. wir sind dort nur geduldet. also verhaltet euch ruhig. haltet inne. es ergibt sich nicht so oft die Gelegenheit Tiere in dieser Zahl in freier Wildbahn anzutreffen. mir war es zwar schon öfters beschieden, doch ist es immer wieder ein Erlebnis, welches mich mit unbezahlbarer Dankbarkeit erfüllt. mich aber nicht in Ehrfurcht erstarren lässt. obwohl ich mich kaum bewege. Lärm und Hektik hat dort oben keinen Platz. und sollte ihn auch nie bekommen. auch wenn wir  länger hätten verweilen können. ich auch hauptsächlich wegen der Steinböcke diese Wanderung unternehme. Brotzeit, so nennt es Susanne, wollte gehalten werden.

man hat gemerkt, daß die Rote Wand zu den leichteren Gipfelerlebnissen gehört. es war auch dem schönen Wetter geschuldet. nach drei oder vier Wochen gefühltem Dauerregen. den kalten Temperaturen. zog es doch einige wieder in die Natur. und wäre eine Hütte in unmittelbarerer Nähe oder schneller zu erreichen als die auf der Tyrnauer Alm. der Berg wäre überlaufen. und die Steinböcke nicht mehr zu sehen.

zu sehen gibt aber nebst den Wildtieren noch einiges. eine vielfältige Flora. wilde Stiefmütterchen, welch grausam Name für solch schöne Blume, habe ich sonst noch nirgendwo gesehen. ein Ausblick der vom Gipfelkreuz weit nach Süden, und auf dem Bergrücken, den man am weiteren Weg bei guter Fernsicht überschreiten sollte, bis weit in die Niederen Tauern reicht. ansonsten kann man am Bergsattel den rechten Weg einschlagen welcher im Schatten verläuft und ziemlich eben bergab Richtung Tyrnauer Alm führt. einem selben folgt man auch wieder zurück zum Ausgangspunkt. natürlich könnte man auch der Straße entlang gehen. nur. wer macht sowas. so wandert man eben zu Füßen der Wand entlang bis man kurz vor Bucheben wieder auf die Forstautobahn trifft. schnell geht es dann zum Ausgangspunkt zurück. wo man sich wieder fragt. sechs Euro. ernsthaft. vergessen sind all die schönen Erlebnisse am Weg. soweit soll es noch kommen. doch nicht mit mir. ich könnte noch in ferner Zeit über diesen Tag schreiben. es sind die seltenen Momente mit einem wunderbaren Menschen die in Erinnerung bleiben. die gemeinsame Zeit, die man mehr auskostet, als es einem augenblicklich bewusst wird. man erkennt später wie wertvoll es ist.

 

darum genießt die Zeiten im Kreise eurer Lieben. der Menschen die euch viel bedeuten. geht hinaus und erfreut euch an der Natur. entschleunigt. schärft eure Sinne. riecht. hört. seht. spürt. lebt.

 

die Rote Wand wird sicher wieder von mir besucht werden. wenn sich mir jemand anschließen möchte. oder Tipps einholen möchte. ich stehe dafür gerne zurVerfügung.

 

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