Russkaja - Turbo Polka Party - 2023

Veröffentlicht am 5. Februar 2023 um 09:46

eines vorweg. das wird etwas mehr als nur eine Plattenkritik. es wird auch eine Kritik. ein Hochlebenlassen der Kleingeistigkeit. ein Abgesang auf die Toleranz. oder war es umgekehrt...

ich bin ja schon stolzer Besitzer des 2015er Albums "love, peace & russian roll" in der auf einhundert Stück limitierten Auflage in blauen Vinyl. jetzt habe ich zwar das neue, letzte Album nur in schwarz. doch mit Autogrammen von sechs der sieben Bandmitglieder. die vom Bassisten werde ich schon irgendwie noch bekommen. hab da so eine Idee.

dieses Album wird, und das weiß ich jetzt schon zwei Tage nach dem Erscheinen, immer einen großen Stellenwert bei mir haben. nicht der Musik wegen. auch wenn die wirklich großartig ist. alleine der erste Song "no borders" mit seiner Mixtur aus Ska, Reggea, Polka?, Rock und einer Botschaft, die von einigen vielleicht etwas missinterpretiert wird spricht Bände. pro russisch soll das sein?

https://youtu.be/bLvWeELexYU

gut. wenn eine Band schon Russkaja heißt und der Sänger ein gebürtig in Moskau ist, dann kann es sich doch nur um pro-russische Propaganda handeln.  weil "no borders" könnte ja heißen, daß Russland zu der einen Weltmacht aufsteigt, die sich Alles einverleibt. und deshalb sind dann alle Russen und deshalb "all the same". da gibt es nur Eines zu tun. den russischen Aggressor mit Waffen den Weltfrieden auszuschalten.

und voila. schon haben wir ein neues Feindbild erschaffen und die Menge jubelt. schließt sich an im Chor. und stimmt das Lied der Intoleranz an. und gibt selbst vor tolerant zu sein. außerdem. es ist doch viel leichter mit dem Strom zu schwimmen. sich vorgefertigter Meinungen anzuschließen. anstatt Dinge zu hinterfragen. und sich vielleicht ein eigenes Bild zu schaffen. oder besser Bilder. denn es gibt immer mehrere Aspekte die man miteinbeziehen sollte.

doch zurück zur Musik.

 "russki style" geht ja mal gar nicht. ein Metalriff am Anfang. russische Folklore. russisch gesungen. wieder Propaganda. aber in dem Sinne sich zu bewegen. nicht im Marschtritt. sondern zum Beat im Tanzschritt.

wer sich bei Russkaja nicht bewegt sollte ein paar Dinge in seinem Leben hinterfragen.

und dann besingen sie im dritten Lied auch noch die Kopfbedeckung des russischen Militärs. oder heißt "chapka" einfach nur Mütze? aber ironische Texte und Augenzwinkern. das geht doch nicht. ganz ehrlich- ich muss bei diesem Lied auch jedes Mal den Kopf schütteln. doch das hat ganz gewiss andere Gründe....

Liebe und Schmerz. danach klingt "Olga von der Wolga". oder nach Leiden/schaft. ich bin mir noch nicht ganz sicher. doch die russische Sprache hat eine gewisse Schönheit. und ohne den Text jetzt zu verstehen. man fühlt es einfach. und das macht gute Musik auch aus.

mit "paschli" fange ich als Alkoholveganer nichts an. aber ich verstehe die Zeile "for disinfections from the inner side of soul" gut. doch würde ich eine Polka-Party feiern. ich würde etwas anderes auflegen. auch wenn das Lied ziemlich Stimmung macht.

und weil wir gerade von Polka sprechen. klingt eine Polka so wie das Intro von "new life"? doch welche Band wechselt dann gleich in einen Ska-Rhythmus. ich weiß jetzt nicht ob das Lied absichtlich auf "paschli" folgt. denn folgte man dem Lied in seinem Kopf, bräuchte man keinen Alkohol für die Desinfektion seiner Seele. mir gefällt die Botschaft. also macht euch auf. ihr müsst nur diesen ersten Schritt tun. selbst wenn er euch wie ein Schritt mit Tausend-Meilen-Stiefeln scheint. es ist doch nur ein ganz kleiner. mir gefällt in diesem Zusammenhang auch J.R.R. Tolkien.

“Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinaus zu gehen. Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.”

in den 90ern gab es eine Musikrichtung. einen Topf in den man Bands warf die mehrere Genres auf einem Album oder in einem Song verbanden. Russkaja´s "vozdukh" wäre ein Kandidat für diese Schublade. doch genau dieser Crossover macht für mich einen großen Teil des Reizes an dieser Band aus. was aber noch hinzukommt. und das ist wieder an jene adressiert die Shit-Storms auf die Band loslassen. es sind auch die Botschaften wie in "senales" nur hat es den Anschein als würden solche Lieder dort auf taube Ohren und blinde Augen stoßen. oder es passt einfach nicht ins Weltbild. man sagt ja, daß man über den Tellerrand hinausblicken solle. doch allem Anschein nach schaffen es einige nicht einmal die Einkerbung, die es bei Kaffeeuntertassen gibt zu überwinden....

Themenwechsel. Weihnachten ist bald.... es ist schon komisch am fünften Februar "last christmas", welches mein absolutes Lieblingsweihnachtslied ist. da kommt wirklich nichts ran. zu hören. draußen scheint die Sonne. man ist gut gelaunt. und dann... noch besser. denn jetzt gibt es neben der Version von Leo Morrachioli noch eine weitere die Vorfreude aufs große Fest verbreitet. jetzt fehlt nur noch der Schnee und ich würde wieder meine Baum schmücken.

"baila" klingt wieder nach Turbo Polka Party. und für Radio Steiermark und die anderen Regionalradios und die vielen Tanzkapellen die durchs Land ziehen wünsche ich mir "turbo polka" ins Programm aufzunehmen. das lässt Folklore ganz hörbar klingen.

doch vor allem geht es darum Flagge zu zeigen. die Band zu unterstützen. zu zeigen, daß man hinter Ihnen steht. nichts mit der Intoleranz und Dummheit zu tun haben will. es geht um Solidarität. um Werte. um etwas zu zeigen was der Präsident mal sagte "so wind wir nicht"

Russkaja sind nicht mehr. das tut mir sehr leid. und ich verstehe die Beweggründe die dazu geführt, daß sich die Band auflöste.

ich bin sehr dankbar. für die Musik. für die Botschaften. für das Lächeln welches sich beim Hören öfters in meinem Gesicht zeigte. für Nackenschmerzen. und dafür ein Teil jenes Kollektivs gewesen zu sein, welches am 3. Februar 2023, in Fehring dem letzten Auftritt der Band beiwohnen durfte.

vielen Dank. und Love, Peace & Russian Roll.

 

 

 

 

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