Kapitel fünf ... Themenwechsel

Veröffentlicht am 16. Mai 2023 um 18:29

ich muss zwar erst noch in meine Datenbank blicken, um herauszufinden welche aktuellen Alben ich mir, mit meinem damals erstmals selbst und hart erarbeiteten Geld, gekauft habe. ich schlug eher noch bei Angeboten zu. so hoch war das Einkommen als Lehrling nicht. und so kamen mir damals die 99-Schilling (7,27 Euro) doch gelegen. U2´s The Unforgetable Fire war definitiv darunter. hab dieses Album unlängst auf einem Flohmarkt für 10 Euro erstanden. die Inflation ist gnadenlos. und Vinyl ist wieder gefragt. nur an die meisten CDs habe ich wirklich keine Erinnerung. meiner Ordnungsliebe.... meine Schallplattendatenbank ist auf jeden Fall gepflegt, weshalb die Recherche schnell von statten ging. es scheint so als war das 93er Jahr nicht so geprägt wie die Jahre zuvor. denn es finden sich, bis jetzt, nur ganze sieben Alben dieses Jahrgangs in meiner Sammlung. drei davon könnte ich damals auch wirklich gekauft haben. es ist sogar ziemlich sicher. und weil dem so sein könnte. weil ich außerdem auch etwas Stoff brauche, um Zeilen zu füllen. doch vor alledem weil mir Musik ja wirklich wichtig ist. werde ich ab jetzt manchmal ein wenig zu manch Album schreiben.

ich saß mittlerweile nicht mehr mit nervösem Finger am Radio, um auf den richtigen Moment zu warten. es war ja ein recht sinnloses Unterfangen. die Erfahrung lehrt. vor allem. Geduld zählte damals mit Gewissheit nicht zu meinen Tugenden. vielmehr wurde in den Prospekten vom Mediamarkt und anderen Ausschau nach potenzieller Erweiterung der CD-Sammlung gehalten. es gab aber auch die eine oder andere Veröffentlichung die unbedingt in meinen Besitz gelangen musste. und daran hat sich bis heute nichts geändert. der Finger wandert aber nur noch zum Radio um es auszuschalten. denn was werde ich gequält. früher war es mir noch nicht so bewusst. aber mit all den Jahren wo gute Musik. spannende Musik. inspirierende den Weg durch meine Ohren, all seine Windungen, Hämmer, Schnecken und was noch alles fanden. sich durcharbeiteten bis in mein Innerstes. um mein Herz zu berühren. zu öffnen. meine Seele.

man nimmt Dinge ganz und gar auf einen anderen Ebene wahr. es ist aber sehr schwer für mich. jedenfalls jetzt wo ich diese Worte schreibe, mich zurück zu versetzen in diese Zeit vor dreißig Jahren. aber es gibt doch bestimmte Momente die prägen. die mir auch jetzt noch bewusst werden lassen, welch Mensch ich damals wahrscheinlich schon war. und es gibt auch einen Grund warum ich jetzt umschwenke. das Thema wechsle. es ist eines das gerade wieder aktuell ist. zwar nicht so zwingend wie es öfters schon der Fall war. und es betrifft auch gar nicht mal mich selbst. wenigstens nicht in der Vehemenz in der es schon öfters Mal der Fall war. doch hat es etwas mit Musik zu tun. vielmehr mit jenen Personen die Musik machten. denn sie sind nicht mehr. sie sind zerbrochen. und es sind einige. 

es sind diese dunklen Wolken die uns gemein sind. das ist auch mit ein Grund warum ich mit Popmusik nicht wirklich etwas anfangen kann. sie berührt meine Seele nicht. vor allem nicht aktuelle. die ist seelenlos wie das Gebein in einem Sarg oder die Asche einer Urne. aber. weil man sich doch dazu bewegen kann. vergleichen wir es mit einem Zombie. wohl auch kein passender Vergleich. denn einen Anflug dieses Gefühls hatte ich jetzt letztens als ich alleine nach Hause fuhr, nachdem ich meinen Sohn wieder nach Kärnten gebracht hatte. ins Exil. aber nicht deswegen. das ist Routine und wir leben schon lange damit. das funktioniert wunderbar wie ich finde.

doch war da wieder dieses Gefühl von Einsamkeit. welches mich immer wieder heimsucht. dann fahre ich teilnahmslos, den Blick geradeaus doch in ein Nichts starrend mit einem Hunderter belanglos auf der Autobahn. und nehme kaum etwas wahr. ich für meinen Teil habe kein Problem damit. ich weiß damit umzugehen. denn es sind Phasen, Momente die kommen, aber nie lange bleiben. sie sind mir keine lieben Gäste. nur. wenn ich ihnen nicht Einlass gewähre. dann ziehen sie weiter und klopfen woanders an die Türe. meistens bei Bekannten, Verwandten oder eh überall dort wo sie einen Fuß in die Tür kriegen können. der Gedanke hat mich dann wieder auf die Straße zurückgeholt. Hurra. es gibt jemanden dem es mieser geht als mir. doch glaubt mir. zu jenen die sich am Unglück anderer wieder hochziehen. zu denen gehöre ich mit Bestimmtheit nicht. es zieht mich aber auch nicht runter. ich habe gelernt mit meinen Depressionen zu leben. mittlerweile nutze ich die dunkle Materie um schöne Dinge zu erschaffen. vor allem aber sind sie ein Teil meiner Identität. und machen mich auch mit zu dem wer ich bin. doch weiß ich jetzt zwar was ich machen kann, wenn es an meiner Türe klopft. doch gibt es genug Situationen bei denen ich ratlos neben mir selbst stehe. diese betreffen mich nicht selbst. und weil ich wirklich in einem Fall vollkommen hilflos daneben stehe und das Gefühl kaum etwas machen zu können, finde ich vielleicht, wie so oft, im Schreiben einen Weg.

so schließt sich auch wieder der Kreis zur Musik. denn wenn man über die Schatten weiß, ergibt sich ein ganz anderes Bild. man versteht die Texte vieler Musiker ganz anders. vielleicht noch immer nicht so wie es gemeint war. doch man kann es fühlen. man hört den Schmerz. liest zwischen den Zeilen. hört das Drama alleine am Klang der Stimme.

so höre ich auch die Rufe von den mir wohl wichtigsten Menschen in meinen Leben. nur ob sie auch meine Antwort vernehmen?

 

 

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