Kapitel drei...

Veröffentlicht am 11. April 2023 um 11:18

was mich zum Schreiben brachte habe ich ja anfangs schon erwähnt. und auch vom Weg war schon die Rede. nur in einer Art und Weise. redensartlich. wichtiger wäre doch die Frage nach dem Warum ich so schreibe. man könnte jetzt natürlich sagen, daß der Weg eben das Ziel sei. wäre aber zu wenig weit gegriffen. darüberhinaus will ich ja auch Möglichkeiten aufzeigen, um andere auch dazu zu bewegen, ihrer Kreativität mehr Freiraum zu geben. ratgeberisch zur Seite zu stehen. obwohl man Ratschläge von mir zumeist ausschlägt. diesen kaum Beachtung schenkt. zwar meistens wohlwollend nickt, doch nur müde lächelnd. ich lebe damit. dennoch bin und bleibe ich unverbesserlich. zwar nie den Zeigefinger erhebend. doch stets darauf bedacht meinen Senf dazuzugeben. das war aber nicht immer so. zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. kann aber auch sein, daß ich es verdränge oder verdrängt habe.

eines ist gewiss. ich habe früher ganz anders geschrieben. grammatikalisch korrekter. verkennbarer. unspektakulär. weniger motiviert. unnachgiebiger. unvollendet. wobei der Ausgang hier auch noch vollkommen offen ist.

was mich zu diesem Moment hier gebracht hat ist die Summe aller Begegnungen und Handlungen die bis jetzt in meinem Leben direkt und indirekt stattgefunden haben. dessen muss man sich aber erst einmal bewusst werden. ansonsten dämmert man in einer Art von Bewusstlosigkeit dahin. kann sich zwar selbst vom Gegenteil überzeugen. nur einen Gefallen erweist man sich damit nicht. zugegeben. es ist ein nicht immer schmerzfreier Prozess. doch ein nötiger. und ich bin mir ganz sicher, daß es für mich während des Schreibens auch noch eine Unzahl solcher Momente geben wird. Erinnerungen werden aus den hintersten, den in den Untiefen meiner Struktur versteckten , den Passwort gesicherten, den Passwort vergessenen Unterordnern ans Licht gefördert werden. ich bin mir auch gar nicht sicher wie viel Einfluss ich darauf nehmen kann. vor allem möchte? dazu fällt mir auch wieder so ein Satz ein, der einem doch recht gerne um die Ohren gehauen wird. "ich glaube, du hast mit deiner Vergangenheit noch nicht abgeschlossen..." denn sollte man auch eher mit Bedacht verwenden. er könnte auch als Bumerang zurückkommen. doch wenn man vom Werfen eines Bumerangs keine Ahnung hat. und nur wenig von seiner Flugweise. dann sollte man achtsam sein.  ich bin ja ein zumeist freundlicher Mensch. ich fange ihn meistens ab. oder lasse ihn an mir zerschellen. in Brüche gehen. mache ihn unschädlich. am Ende oder irgendwann davor kommt angeblich eh Alles wieder zu einem zurück.

und auch ich sollte wieder ein umkehren. bin schon wieder etwas zu weit vom Weg abgekommen. ich gehe nunmal gerne auf Wanderschaft. muss nun aber zurück. in die 90er. unumstritten mein Jahrzehnt. mein prägendstes. Alles. Vieles. Einiges davor war nur das Vorspiel zu dem was mich ausmacht. natürlich nicht allem. das wäre vermessen. entspreche auch der Wahrheit nicht im geringsten. warum manche Prozesse zu dieser Zeit und zu bestimmten Zeitpunkten in Gang gesetzt wurden kann ich heute nicht mehr ganz nachvollziehen. es sind aber wichtige Charakterzüge. solche von denen es nicht schadet zu wissen. denn dann bin ich vielleicht leichter zu verstehen. falls man das überhaupt will...

ich war kein guter Schüler. die Noten behaupten auch nichts anderes. mit den mittlerweile gewonnenen Erkenntnissen über mich, hätte es damals, wenn ich da schon darüber Bescheid gewusst hätte, anders laufen können. hat es aber nicht sollen. ich war auch deshalb, und das soll jetzt nicht als Ausrede gelten, kein guter Schüler. weil ich, bis heute nicht, wusste wie man lernt. ich habe mein Gehirn nie wirklich darin geschult Informationen, jede Art von Informationen, abzuspeichern. es war für mich zu diesem Zeitpunkt auch nicht wirklich von Interesse. wie eigentlich die meisten Dinge nicht von Interesse waren. ich würde nicht einmal behaupten daß ich tagträumte. es war eben einfach so. es würde auch wenig Sinn ergeben groß darüber nachzudenken warum dem so war. es liegt in der Vergangenheit. ist also ohnedies unabänderbar. ein Was-wäre-gewesen-wenn-Szenario zu konstruieren machte auch keinen Sinn. es ist wie es eben ist. und damals war es ebenso. eben so. was ein Leerzeichen ausmachen kann. Worte bekommen ein vollkommen andere Bedeutung. und mit Worten spielte ich zu dieser Zeit auch schon. meine Noten in den Fächern Deutsch, Englisch, Latein und Französisch spiegelten das zwar nicht wieder. sie waren für mich auch ohne Belang. was aber ein deutliches Zeichen war, daß beispielsweise meine Übersetzungen aus dem Lateinischen in Ausschnitten der restlichen Schülerschaft vorgetragen wurden. die Kreativität im Formen von Sätzen, die frei übersetzt doch in einen Kontext gebracht wurden, drang schon, wenn auch nur leicht unter der Oberfläche schimmernd, ans Licht. da immer schon hinter dem Rücken über Menschen gesprochen wurde, schien mir ein Ruf, den ich selbst nie hörte, vorausgeeilt zu sein. wie sonst hätte es sich erklären lassen, daß bestimmte Schüler mit mir unbedingt in einer Klasse sein wollten. war ich doch eher immer ein wenig mehr der Außenseiter. sich nie in den Vordergrund drängend. aber auch kein Schattendasein fristend. für meine schulische Weiterentwicklung, der im Sinne von besseren Noten oder mehr Aufmerksamkeit im Unterricht, war es nicht unbedingt förderlich. zumindest musste ich dieses Jahr nicht wiederholen. irgendwie habe ich den Klassenerhalt geschafft. wobei hat man das auch nicht im entfernteren Sinne wenn man sie wiederholt? sein Wissen in bestimmten Bereichen schärft. sich manches noch mal genauer ansieht. ins Bewusstsein führt. muss man immer am Fortschritt teilhaben? versteht mich nicht falsch. das ist kein Aufruf in der Schule nachlässig zu sein. doch manchmal ist das Tempo einfach zu hoch...

meine Weiterentwicklung auf menschlicher, musikalischer und körperlicher, nein das lasse ich hier jetzt doch besser aus, Ebene nahm in meinem letzten Schuljahr ordentlich an Fahrt auf. es war als hätte man meinen Stand-By-Schalter angefunden und diesen einfach unbrauchbar gemacht. ihn deaktiviert. ausgebaut. aus der Erinnerung gebrand. weggeschlossen. an Ernsthaftigkeit hat es mir damals in ernsten Situationen noch meist gemangelt. nur. um doch ein Bild von dem zu zeichnen was passieren hätten können. angenommen. ich hätte mich damals woanders hingesetzt. meine Einführung in die Musik wären womöglich McHammer, Vanilla Ice und Konsorten gewesen. dann würde ich mich heutzutage auf 90er-Partys gut aufgehoben fühlen. Atemlos durch die Nacht hetzen. dem Namen der Disco Almrausch wirklich Bedeutung geben. wäre ansonsten aber ein Spießer, der nur an Wochenenden im Rausche der Musik.... ein schrecklicher Gedanke. zumindest für mich. niemals. okay. das kann man nicht wissen. aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf einem solchen Wege zum Schreiben gefunden hätte. denn dabei gräbt man doch mitunter tief. und das wäre mit anderer musikalischer Untermalung in meinem Falle unmöglich gewesen. in der obersten Schicht findet sich nicht wirklich etwas Spannendes. doch viel nichts sagen wollender, belangloser, grauer Brei, der nach nur wenig schmeckt und in der Masse verschwindet. aber nur weil man nicht der Masse angehört, heißt es nicht das man aus ihr hervorsticht. es gibt ja ein paar Schnittmengen. manche davon tendieren mehr zum Mittelpunkt und andere mehr zum Rand. Menschen wie ich gehören eher zweiterer Gruppe an. was nicht heißt, dass ich ein Schattendasein am Rande der Gesellschaft führe. doch für das Groß der Menschen sind und waren Menschen, die mehr alternativer Musik frönten, als dem Mainstream, schon immer etwas eigen. man hätte dich dann ja womöglich etwas mehr mit jemandem auseinandersetzen müssen. wie unbequem. so war es also gut und vollkommen logisch, daß ich eines Wochenendes mit drei Schallplatten nach Hause ging. drei schwarze, runde Scheiben mit Rillen, einer Umdrehungszahl von 33 1/3 pro Minute, die mein Leben. und das Aller die mir seit dem begegnet... gut. etwas zu dick aufgetragen. sie haben auf jeden Fall mein Leben für immer verändert. zwei davon hatten, zum Zeitpunkt ihres Erscheinens, sogar eine große Auswirkung auf die Kulturlandschaften des ganzen Planeten. das ist nicht untertrieben. und im Fall von Nirvana´s Nevermind auch ganz bestimmt nicht von der Hand zu weisen. Led Zeppelin´s zweites Album wird vielleicht nicht so eine Lawine losgetreten haben, aber für die Musikgeschichte ist es dennoch von großer Bedeutung. für mich war es das auch. wenngleich ich anfangs erschüttert war. dieses Eröffnungsriff von Whole Lotta Lova. dieses Stöhnen im Mittelteil. die Art und Weise wie Robert Plant sang. nie war Ähnliches zuvor an und in meine Ohren gedrungen. und wie es doch hineingefressen hat. mit jeder einzelnen Umdrehung tiefer in die Windungen meines Gehirns. festgeklammert hat sich die Musik. mich infiziert mit süßen Gift, das süchtig macht. nach mehr verlangt. dich aber nie so versucht, daß du daran zugrunde gehen würdest. nein. ganz im Gegenteil. es stärkt. fördert das Wachstum. lässt Dämme brechen. reißt Schranken nieder. befreit. weist Wege die Einem zuvor verborgen blieben. erweitert dein Bewusstsein. blablabla.

man findet in der Musik einen Freund. zwar keinen der zuhört, aber Einen dem man zuhören kann. einen Freund der immer für sich da ist. der dich versteht. und den man mit der Zeit auch selbst zu verstehen lernt. es kann sich zu einer extrem spannenden Beziehung entwickeln, wenn man sich Zeit gibt und aufeinander einlässt. wenn man der Routine entflieht. sich auf eine offene Beziehung einigt, die auch Fehler verzeiht. die auf Vertrauen baut. dann wächst sie immer weiter. und vor allem ist es eine Freundschaft die Alles aushält und immer Bestand hat.

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