21.04.2023 - rund um Pazin

Veröffentlicht am 1. Mai 2023 um 11:06

Weil ich heute ja schon am Wasser saß. Schreibend. Hat sich dieses Thema erneut angetragen. Es ist im Laufe des Tages, den ich größtenteils wandernd verbrachte, noch einmal auf mich zugekommen. Viel mehr. Es kam über mich. Über mir. So dachte sich das Wasser. Hätte einen besseren Überblick. Doch damit genügte es sich nicht. Doch will ich etwas früher beginnen. Nicht mit der Anfahrt zum Ausgangspunkt meiner Wanderung. Die Fahrt an Istriens Ostküste entlang gen Süden erfährt ja morgen eine Wiederholung. Aber entschleunigder. Bergauf bin ich mit dem Rennrad nicht so schnell. Ich hätte auch heute langsamer sein müssen sollen. Doch ich brachte es nicht übers Herz nur mit vierzig Kilometern pro Stunde die Kurven ziehen zu lassen. Da verliert man ja die Freude am Fahren. So war es ein Genuss. Denn zu schnell durfte ich auch nicht sein. Das wäre kontraproduktiv. Man muss wissen wo man das Tempo dosieren muss. Und wo man es verschärft. Es ist ja nicht nur die Straße die Vergnügen bereiten kann. Es ist auch die Aussicht. Egal zu welcher Scheibe des Autos man hinausblickt. Eben weil ich da nur zu gerne mache, wählte ich den langen Weg um nach Pazin zu gelangen. Ich wollte mehr vom Landesinneren sehen. Mehr Istrien. Dafür müsste man sich mehr Zeit nehmen als nur drei Tage. Zu schön ist es. Zu viel zu entdecken Lohnendes würde es geben. Da muss man sich schon etwas Bestimmtes aussuchen. Meine heutige Wahl war die Richtige. Ich lag auch schon ab und an daneben. Unternahm Wanderungen in Gegenden wo es nicht wirklich etwas zu sehen gab. Es sind keine gehobenen Ansprüche die ich habe. Nur gibt es Orte die, sagen wir es mal so, wenig Spannung versprühen. Wo man selbst bei näherer Betrachtung es sich schön reden müsste. Heute kam ich aber wieder an Plätzen vorbei, die sich Sonnenschein verdient hätten. Aber nachdem es ja kein schlechtes Wetter, doch nur schlechte Bekleidung gibt, will ich mich nicht darüber beschweren. Denn der Regen war mir ja freundlich gesinnt. Seiner Meinung nach. Ich habe es ein wenig anders gesehen. Nur hat ihn das keineswegs gekümmert. Und so fiel er nun unbekümmert. Sicher mit einem fetten Grinsen aus den Wolken. Fast die ganze Zeit. Ich sah sie ja. Die Zeichen am Himmel. Das drohende Dunkel. Ich hörte auch das Grollen, welches die finstren Wolken manchmal begleitet. Dachte es würde vorüberziehen. Was es auch tat am Ende. Es zog über mich. Und verweilte. Ich gab ihm ja auch die Gelegenheit dazu, denn allzu schnell war ich nicht unterwegs. Ich kann die Bilder in meinem Kopf zwar auch mit anderen teilen. Weil ich sie ja auch in Worte fassen kann. Trotzdem spricht ein Bild manchmal doch mehr als meine Worte. Also wurden Pausen eingelegt. Um Bildmaterial zu sammeln. Und auch als Gedächtnisstütze. Es lässt nach. Doch genau darauf hatte der Regen gewartet. Auf einen Moment des Stillstands. Heimtückisch kann er sein. Er findet Wege um zu dir zu stoßen. Übt sich in Geduld. Den rechten Moment abwartend. Wenn er dann endlich für ihn gekommen ist, wird er nicht zögern. Ich weiß das. Auch wenn ich mir das einbilde. Geregnet hätte es sowieso. Auch ganz ohne mein Zutun. Selbst wenn ich woanders gewesen wäre. Oder eben auch nicht. Eigentlich kann man es nicht wissen.

Jetzt habe ich noch nicht wirklich etwas über die Wanderung geschrieben. Der Ausgangspunkt wo ich mein Wandermobil abstellte lässt nichts von der Schönheit erahnen, die sich einem auf diesem Weg bietet. Ja man startet in einer Art Industriegebiet und man kehrt auch wieder dorthin zurück. Es hat aber auch etwas Gutes. Man wird geerdet. Ansonsten schwebte man gleich dem Regen über den Wolken. Ich weiß der ist eher darin. Wie dem auch sei. Die ersten Meter macht man auf Asphalt. Doch dieser Untergrund nimmt nur einen geringen Weganteil ein. Denn schon bald zweigt man ab in den Wald. Der sich mir in vielen Grün darbot. Es ist ja auch Frühling. Deshalb auch der Regen. Damit alles zu Leben erwachen kann. Ach ja. Der Weg 711 war es dem ich folgte. Es ist auch nicht schwer, denn die Wanderungen ist im Großen und Ganzen gut ausgeschildert. Nicht lange ist man unterwegs und man gelangt zu einem Gehöft. Irgendwie fühlt man sich bei fast allen istrischen Ort in der Zeit zurückgesetzt. So ist es dann auch in Beram, welches man nach einer Weile erreicht. Aber zuvor geht man noch einer Wiese entlang, mit wieder einsetzendem Regen, bringt eine schöne Waldpassage hinter sich, mit allen Tönen von Grün. Es ist Frühling und die Blätter drängen wieder ans Licht. Es ist dieses kräftige, lebensversprühende Grün welches mich immer nach Draußen zieht. So gesehen ist das Nass vom Himmel ein Segen. Es hat gefehlt. Über einen längeren Zeitraum. Aber es hätte gerne eine kleine Pause einlegen dürfen, denn noch war Blätterbach des Waldes nicht dicht genug, um jeden Tropfen vom Fallen bis auf den Boden abzuhalten. Andererseits hätte sich aber auch nicht der Blick auf den, typisch auf einem Hügel liegenden, Ort Beram geboten. Im Sommer würde eine grüne Wand die Sicht einschränken. Doch so. Bietet sich nach jedem zurückgelegten Meter ein anderer Anblick. Natürlich habe ich ein paar Fotos gemacht. Zeit hatte ich ja genug. Und wandern ist ja kein Wettbewerb, bei dem es gilt die Richtzeit vom Wanderführer zu unterbieten. Zugegeben. Mir gelingt das immer. Habe lange Beine. Selbst wenn ich mehrere Pausen einlege. Es fällt mir manchmal gar nicht so sehr auf etwas schneller unterwegs zu sein. Eine Pause musste ich einlegen. Um den reißenden Bach. Ja. Ist ein wenig übertrieben. Aber eine geeignete Stelle zum überqueren musste trotzdem gefunden werden. Nass wie ich war, hätte ich ihn einfach durchwaden können. Ich entschied mich für einen beherzten, mutigen, weiten, langen Sprung. Ein großer Schritt hätte es auch getan.

Jetzt liegt Beram nicht direkt am Weg. Jedoch sollte man diesen kleinen Abstecher unbedingt machen. Darüberhinaus wäre dort die einzige Konoba am Weg um einzukehren. Und der Schlüssel für einen kultur- und kunsthistorisch wichtigen Ort, welcher sich etwas außerhalb von Beram befindet. Die Kirche Sveta Marija na Škriljinah mit ihren Fresken aus dem Jahr 1474. Für einen so kleinen Ort gibt es hier sehr viel Geschichte. Selbst wenn er heute eher unbedeutend zu sein scheint.

https://de.wikipedia.org/wiki/Beram; https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_im_Fels

weiter geht es, vom treuen Regen begleitet, bergan. Stetig. Zügig. Leider wurde mir die Fernsicht vom Grau des Himmels eingetrübt. Man kommt ja schließlich zum höchsten Punkt der Wanderung. Den Blick zurück nach Beram schweifen lassend, konnte ich weiter entfernt im Hinterland Motovun ausmachen. Ich denke, daß es dieser Ort gewesen sein muss. So weit wäre er nicht mehr entfernt gewesen. Außerdem. Eine Kirche auf einem Hügel…

auch wenn der Weg gut ausgeschildert ist. Einmal bin ich mich leicht vergangen. Der eine Weg sah zu verlockend aus. Also halte man sich bei der Obstplantage links. Meinen Fehler alsbald erkennend bin ich eben in direkter Linie wieder hoch, um dem richtigen Pfad folgen zu können. Nein. Zweimal kam ich vom Weg ab. Dazu aber später mehr. Denn davor ging es noch recht lange durch den Wald. Ein schöner Wegabschnitt. Eigentlich. Als würde man durch heimische Wälder streifen. Nicht durch diese monokulturellen, wie sie mancherorts bei uns verbreitet sind.

Wenn man ganz oben ist, muss man auch wieder runter. Bis man auf einen mit Steinen ausgelegten Hohlweg kommt. Ich hatte zum ersten Mal etwas mehr Sicht auf den Himmel. Der ringsum Blau war. Nur nicht über mir und der Gegend um Pazin, welche, wie mir gesagt wurde, zu den regenreichsten Regionen in Istrien gehört. Wieder galt es einen Bach zu queren, wo man eigentlich nicht wusste was nun Bach oder Weg war. Nach einer kleinen Weile hatte man wieder menschgemachten Boden unter den Füßen. Vor lauter Freude darüber, endlich auf einer Schotterpiste unterwegs sein zu dürfen, könnte ich die eigentliche Abzweigung des Weges verpasst haben. Oder einfach nur das Hinweisschild fehlinterpretiert. Ich machte also ein paar Meter zu viel. Hatte aber dafür die Aussicht auf den zentralen Ort der istrischen Halbinsel. Vielleicht war es. Nein. Es war gut den Weg so eingeschlagen zu haben. Wer weiß ob ich sonst an manch Platz vorbeigekommen wäre. Und Plätze gab es. Zwar näherte ich mich der Brücke über den Pazinčica von einer anderen Seite, aber so boten sich mir schon ganz andere Anblicke. Ich dachte, daß dieser Platz im Sommer zum Baden einlade. Wird vielleicht auch so sein. Nur sollte ich etwas später an einen ganz anderen Badeort gelangen. Denn der Karstfluß sollte nach einer kleinen Staustufe seinen Charakter komplett ändern und für einige der schönsten Momente meiner Wanderung. Und meinem Urlaub in Istrien sorgen. Wo das Wasser zuvor noch eingebremst und zum Stillstand gebracht wurde, war es danach ungezähmt und wild. Stürzte sich in einem breiten Wasserfall, dem  in die Tiefe. Um in den Wald einzutauchen. Und nach dem durchfließen der Fojba-Schlucht unter der Stadt zu verschwinden. Es gab also reichlich zu sehen in Pazin. Den Wasserfall. Die Burg Montecuccoli. Die Ruinen der Mitterburg (italienisch Pisino, kroatisch Pazin). Die Schlucht. Den Ausblick auf die Stadt. Die Berge des Ćićarija- und Učka-Gebirges.

Man sollte für diesen letzten Teil des Weges etwas mehr Zeit veranschlagen. Denn es gilt zu verweilen. Ich tat es. Denn endlich hatte es auch aufgehört zu regnen…

Auch hatte ich noch anderes Glück. Ich war alleine. Ich möchte gar nicht wissen was sich in den Sommermonaten dort abspielen wird. Wenn am Parkplatz, wo nur meines und zwei andere Autos standen, Busse sich wie an einer Perlenkette aneinander reihen. Wenn der Pfad hinunter in die Schlucht, den ich alleine beschritt, und der so grün war, zu einem Trampelpfad wird, wo Horden hetzen. Wenn die Holzleiter runter zum Wasserfall unter vielen Füßen knarzen wird, auf das sich die Balken biegen. Wer weiß wie viel Zeit dann bleibt um all das wirklich zu genießen.

Deshalb mein Tipp. Wenn man eine Wanderung zu den sehenswerten Plätzen Istriens unternehmen will. Wenn man an der Uferpromenade Opatijas, dem Lungomare, entspannt entlang spazieren möchte. Man möge das im Frühjahr machen. Oder im Herbst. Das Klima ist mediterran angenehm und man findet noch Ruhe vor. Wobei. Wie es im Herbst sein wird, werde ich erst ein anderes Mal zu berichten wissen.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.