Foo Fighters - but here we are - 2023

Veröffentlicht am 3. Juni 2023 um 10:13

es kam überraschend. unerwartet. doch sehr ersehnt. Das neue Album der Foo Fighters. es ist ein sehr persönliches, tiefes Album geworden. immerhin hatte Dave Grohl den Verlust zweier geliebter Menschen zu beklagen. den seiner Mutter Virginia und den seines Bruders einer anderen Mutter Taylor Hawkins. Doch Musik ist Therapie. Und deshalb ist es auch nicht ganz verwunderlich, daß Herr Grohl diese Tragödien mit Musik aufarbeitet. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. damit bin ich sicher nicht alleine. Ich will mich jetzt aber nicht allzu sehr in emotionalen Sphären verzetteln, sondern einfach nur die Musik sprechen lassen. Denn so steht es auch auf meiner Seite geschrieben.

Es ist ja immer ein besonderes Gefühl, die Schallplatte vom umhüllenden hauchdünnen Einwegplastik zu befreien, um sie dann schlussendlich in Händen zu halten. doch geht es nicht nur um das Vinyl an sich. vielmehr auch um das Album als Ganzes. das Artwork. ganz in Weiß gehalten. unaufdringlich, doch durchdringend. aufs Wesentliche reduziert. kein Foto der Band. die ist in diesem Fall nicht wichtig. wichtiger sind die Texte, die sich blass vom weißen Untergrund abheben. noch wichtiger ist der Hinweis, daß dieses Album Virginia Grohl und Taylor Hawkins gewidmet ist. es muss Dave Grohl immens viel Kraft gekostet haben diese Lieder, von denen man sich wünscht sie nicht machen zu müssen, zu schreiben.

und dann komm ich, es kaum erwarten könnend das weiße Vinyl endlich auf den Plattenteller legen zu können. den Regler rechts drehend. es knistert ein wenig. doch kaum setzt die Musik zu "rescued" ein, bin ich gefangen. es braucht nur ein paar Takte. schon weiß man warum man sich vor langer Zeit für die Foo Fighters entschieden hat. die Musik greift nach dir und hat nicht vor dich wieder loszulassen. war auch nie so geplant. vor allem hat das Lied das Zeug zum Klassiker, genauso wie das darauf folgende "under you". sicher. man könnte sagen, daß es eine einfache Mid-Tempo Nummer ist. doch wenn man das ganze in den Kontext des Verlustes setzt, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

 

Someone said I'll never see your face againPart of me just can't believe it's truePictures of us sharing songs and cigarettesThis is how I'll always picture you

 

außerdem. man ist ja nicht verpflichtet dunkelgraue Musik zu schreiben, wenn man den Tod verarbeitet. das machen eh Depeche Mode zu einem großen Teil auf ihrem aktuellen Album.

 

"hearing voices" schlägt inhaltlich in die selbe Kerbe wie die ersten beiden Lieder. Seelenstriptease. so könnte man die Reise bezeichnen, auf die uns die Foo Fighters mitnehmen. doch anders als bei den ersten Nummern kommt hier am Ende doch etwas mehr vom Grau durch, wenn die Gitarre akustisch wird und das Klavier einsetzt, während sich Dave Grohl wünscht noch einmal diese Stimme zu hören.

der Titeltrack des Albums "but here we are" kracht schon etwas mehr. vor allem. es ist noch immer Rock den die Foo Fighters machen. und hier spätestens hier wird man wieder daran erinnert. und an noch so andere Dinge. man muss dazu nicht einmal zwischen den Zeilen lesen.

man weiß auch bei "the glass" weiß man ziemlich genau worum es geht. 

 

I had a version of home, and just like that
I was left to live without it, left to live without it
I had a person I loved, and just like that
I was left to live without it, left to live without it

 

"nothing at all" erinnert mich musikalisch ein wenig an das Debutalbum aus dem Jahr 1995. so lange begleiten mich die Foo´s schon auf meinen Wegen. ich hoffe, daß es noch lange so bleiben möge. begleitet wird Dave Grohl auf der nächsten Nummer "show me how" von seiner Tochter Violet. eine ruhige Nummer. den Text kann man frei interpretieren, deshalb will ich auch nicht näher darauf eingehen, denn er kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. genauso wie die Frage, welche im nächsten Lied gestellt wird, nachdem Dave Grohl die erste Strophe ins Mikrophon gehaucht hat. "are you well? i can´t tell". so eine Frage lässt sich ja nicht so leicht beantworten. doch darauf gibt es keine Antwort in zwei Sätzen, haben die Toten Hosen in ihrem Lied "Der Mond, der Kühlschrank und ich" gesungen, auf die Frage nach dem Glücklich sein. deshalb kommt als Antwort "but it´s beyond me"

 

zu "the teacher" muss ich doch etwas mehr schreiben. ich finde, daß es der spannendste Song ist, den die Foo Fighters in ihrem mittlerweile schon auchtundzwanzig Jahre andauernden Bestehen geschrieben. es ist mit zehn Minuten Spieldauer auch der längste. dabei geht es nicht nur um den Text, sondern auch um die Musik. nach einem ruhigen Beginn geht es über in einen Teil der mehr Noise und Grunge ist, um nach Rock wieder etwas ruhiger zu werden. denn es folgt die Schlüsselpassage.

 

You showed me how to breathe, never showed me how to say goodbye
You showed me how to be, never showed me how to say goodbye
Every page turns, it's a lesson learned in time
You showed me how to breathe, never showed me how to say goodbye

 

Try and make good with the air that's left
Countin' every minute, livin' breath by breath
By breath, by breath, by breath
By breath, by breath

 

danach wird das Gaspedal wieder Richtung Boden gedrückt. und endet abrupt  nach einem Noise-Gemetzel. es lärmt doch ein wenig. sagen wir mal so. es gibt mehrere Tempi-Wechsel, verschiedene Stile in Text, Gesang und Musik. man könnte das Lied einen Ausflug ins Prog nennen, auf jeden Fall ist es wieder ein Blick in die Seele Dave Grohl´s. ein großes Lied übers Abschied nehmen (wollen) und wie schwer es ist. denn es ist etwas, was uns niemand beibringt. auch wenn man nie alleine ist, so ist dies doch etwas mit dem man selbst klar kommen muss. auch wenn man weiß, daß dieser Moment früher oder später eintreten wird, sich darauf vorbereiten ist nicht. man kann darauf also auch keine Antwort geben, wenn man danach gefragt würde. und schon gar keine in zwei Sätzen. woher soll man es auch wissen. was ich aber sagen kann ist, daß man dieses Lied öfters anhören muss, weil eben so viel passiert. in zehn Minuten.

 

zum Abschluss gibt es noch eine der schönsten Nummern die je geschrieben worden sind. damit lehne ich mich zwar etwas weit aus dem Fenster, aber ich weiß, daß ich nicht fallen werde. ich gebe auch zu, daß das Lied auf meinen Tränenkanal drückt. sich die Haare aufstellen. Gänsehaut. keine Schmetterlinge im Bauch. eher Motten. kein gutes Gefühl. doch trotzdem so schön. der Text. die Melodie. die Gitarren die Fanfaren gleichend immer höher zum Himmel hinauf posaunen.

 

Rest, you can rest now
Rest, you will be safe now
Rest, you can rest now
Rest, you will be safe now
Rest, you can rest now
Rest, you will be safe now
Rest, you can rest now
Rest, you will be safe now
You will be safe now

 

und mehr gibt es dazu nicht zu schreiben.

 

es ist zwar noch früh im Jahr. ist ja noch nicht einmal die Hälfte rum. doch ich denke, daß "but here we are" schon jetzt als das Album des Jahres bezeichnet werden kann. es sind nicht nur die Begleitumstände unter denen es entstanden ist. es ist auch eines der wenigen Alben die ich anhören kann ohne ein Lied auslassen zu wollen. es ist eines dieser Werke aus denen man soviel Kraft, Mut und Inspiration schöpfen kann, wenn man sich darauf einlässt. auch wenn die Texte größtenteils über Verlust, Trauer und der damit einhergehenden Hilflosigkeit handeln, so ist da immer auch dieser Lichtstrahl der die Wolkendecke aufreißt, das Land wieder in Licht hüllt und auch das Grau in seinen schönsten Schattierungen zeigt. 

 

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