Muse - will of the people

Veröffentlicht am 2. September 2022 um 07:53

zwar dreht jetzt noch das 99er Debüt von Muse seine Runden am Plattenteller. aber das muss heute sein. damals mir noch unbekannt zeigte sich schon das außergewöhnliche Talent von Matthew Bellamy der ja die Lieder schreibt und komponiert. die Vergleiche zu Radiohead, die damals gezogen wurden kann ich nicht verstehen. ich finde ja daß beide Bands ihr eigenes Genre definiert haben. wobei Radiohead das betreffend noch sehr viel eigener sind.

zwar lassen sich Muse Erstling und das aktuelle Werk nur schwer vergleichen. es liegen ja doch dreiundzwanzig Jahre dazwischen. auch sollte man es nicht. ich weiß, daß es viele gibt die sich den Stil der ersten Alben zurücksehnen. nur eine Band die sich nicht weiterentwickelt. sich im Hamsterrad dreht und nicht recht vom Fleck kommt? außerdem. Muse machen nicht Musik für die Masse. nicht die Musik die andere von ihnen vielleicht gerne hätten. sie machen ihr Ding. weil sie es können.

und sie können es.

Herr Bellamy hat ein immens großen Hang zum Bombast. auch scheint er mit Werken wie 1984, Brave New World und ähnlichem vertraut zu sein. seine Texte sind nicht Friede, Freude, Eierkuchen. keine schöne heile Welt. oft Regenschauer und Nebel. keine Gute-Laune-Mitgröhlsongs. dafür ist die Art und Weise wie er singt auch nicht unbedingt geeignet. hat er doch ein ziemlich weites Stimmrepertoire. ich treffe auch nicht jeden Ton... darum geht es eigentlich ja auch nicht. es sei denn man will sich für einen dieser leidigen Nachsingwettbewerbe bewerben. aber man fühlt. man leidet. man ist berührt. oder wird leicht verstört zurückgelassen....

ich habe mir Will Of The People schon am Donnerstag angehört. es stand ja schon einen Tag früher bei einem Record-Dealer meines Vetrauens im Regal. der erste Eindruck war, wie soll ich sagen. es war eine Achterbahnfahrt. im positiven Sinne. es ist ein buntes Album. auch wenn mehr grau. doch selbst zwischen Schwarz und Weiß gibt es viele Abstufungen. es kommen aber auch die Farben des Regenbogens vor.

doch nun von Anfang an.

will of the people wird eröffnet von einem Chor aus Familienmitgliedern der Band. und einem Riff der an Marylin Manson´s "the beautiful people" erinnert. aber nur ganz leicht. verzerrte Gitarren. eigentlich eine typische Muse Nummer. der Titel wird wie ein Mantra wiederholt. aber in Zeiten wie diesen verhallt er. denn auch wenn die Stimmen sich mehren. angekündigte Revolutionen finden nicht statt? die nächste Nummer compliance ist vielleicht die tanzbarste und elektronischste Nummer welche Muse bis jetzt veröffentlicht haben. von Rock keine Spur. und wenn man schon Klavier spielen kann, dann dürfen auch Synthesizer zum Einsatz kommen. verstärkt. vielleicht soll dies die Beeinflussung durch digitale Medien untermauern. compliance bedeutet unter anderem ja Regeltreue. und da sich die meisten Menschen ihre Informationen aus digitalen Medien holen. vielleicht ist es ein Rattenfängerlied. über die Bequemlichkeit das Denken abzugeben. die Botschaft kommt unterbewusst. "give us your compliance" "we won´t let you feel lost anymore" "we have what you need, just reach out and touch" "tay loyal to us, we´ll take away your hurt" "we can save you"... kann man natürlich auch anders interpretieren. was als nächstes mit liberation folgt ist für mich der endgültige Erweis dafür, daß wenn es eine Band gibt die Queen ähnelt, es Muse sein müssen. mir kam sofort "bohemian rhapsody" in den Sinn. wie weiter oben erwähnt. Muse lieben den Bombast. ich habe irgendwo gelesen, daß sich Matthew Bellamy von Black Lives Matters Bewegung ein wenig zum Text hat inspirieren lassen. auf jeden Fall ist es großes Kino. während won´t stand down nach großem Gemetzel klingt. und nach Revolution. Auflehnung gegen das System. die Fäden durchtrennen mit denen sie meinen uns wie Marionetten tanzen lassen zu können. und wenn das passiert dann wird man es spüren. denn der Refrain kommt daher wie ein schweres Erdbeben auf der nach oben offenen Skala. ein Unwetter das wirklich alles mit sich reißt. mit Abstand die härteste Nummer die mir seit langem unterkommen ist. bei ghosts (how can i move on) geht es wieder ruhig zur Sache. eine Klavierballade. aber kein Liebeslied. ein Nach-der-Liebe-Lied. große Gefühle. ich kann mir gut vorstellen, daß die weibliche Hörerschaft... ja gut. Männer haben auch Gefühle. und wer hier nichts fühlt dürfte bei der Ausgabe dieser ausgelassen worden sein. aber Verlust ist nicht immer schlecht, denn wenn das darauf folgende Lied you make me feel like it´s halloween heißt. Beziehungen können schon ein wenig im Horror enden. hier dominiert wieder mehr die Elektronik. eine Kirchenorgel ist zu hören. die Stimmen etwas verzerrt. ein etwas unerwartetes Stück Musik. habe ich noch nie so von dieser Band gehört. kill or be killed beginnt dann wieder wie aus dem Maschinengewehr geschossen. eine Gitarrensalve nach der anderen. da ist er wieder der Rock. der Grund warum man den Regler wieder weiter hoch drehen kann. warum man sich das Luftgitarrenspiel beigebracht hat. warum man mit den Fingern gegen das Lenkrad klopft. ich mach das zuweilen... man darf natürlich auch die beiden anderen Herren vergessen. ohne Dominic Howards Schlagzeug und Christopher Wolstenholmes Bass? manchmal achtet man zu wenig auf die Rhythmussektion. verona ist dann wieder eine Ballade. man muss ja wieder zur Ruhe kommen. doch wenn das Herz immer schneller schlägt. wird man wieder mitgerissen in diesen Strom. und euphoria ist dann auch wieder so ein treibender Song. man wird hin und her geworfen. es ist bis zu diesem Punkt schon ein sehr abwechslungsreiches Album und auf keinen Fall mit dem Vorgänger oder einem anderen zu vergleichen. aber das Beste kommt ja wie bekanntlich zum Schluss. was Herr Bellamy sich wohl dabei gedacht hat. we are fucking fucked. echt jetzt. gut. pessimistisch betrachtet reiben  wir keiner sonderlich rosigen Zukunft entgegen. aber das Ende der Welt. die Apokalypse. das kann man ja nicht zu ernst nehmen. und sollte man auch nicht. ein gewisser Georg Danzer hat auch schon gesungen "dei Optimismus is so groß. du waßt die Loge is zwor ernst aber ned hoffnungslos. doch mit da Zeit da lernst. die Lage is zwor hoffnunglos. aber ned ernst" es gibt ja immer mehrere Sichtweisen. die "museische" ist die in Form eines Liedes daß mich fragend zurücklies. nicht des Textes wegen. man hätte vielleicht nicht so dick auftragen müssen. es kommt ja wie ein Vorschlaghammer. wie eine gerade Rechte. doch die Musik. ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. einfach grandios.

das Fait?

starke 9 von 10 Punkten. falls das meine Skala werden sollte...

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.