es war im Schuljahr 1992/1993. meinem letzten Schuljahr. ich muss gestehen, daß es ein, retrospektiv betrachtet, ziemlich mieses Jahr war. aber ein durchaus prägendes. die Welt war wieder einmal im Umbruch. man feierte das 500-Jahr-Jubiläum der Entdeckung Amerikas. in Jugoslawien tobte noch immer der Krieg, nahe unserer Grenzen. und mir war all das ziemlich egal. mag an der Pubertät gelegen haben. oder an meiner Mentalität. als Österreicher gehen einem die meisten Sachen nichts an. ein wenig kritisch war ich zwar schon immer und hinterfragte Dinge. doch wenn man mir in der Schule fragen stellte. die Antworten. naja. lassen wir das.
jedoch hatte in diesen letzten beiden Semestern einen wirklich coolen Sitznachbarn. ich fristete bis dahin ja eher ein Schattendasein. doch er führte mich ein kleines Stück ins Licht. und mein Gehör aus den Tiefen der Belanglosigkeit, denn ich hatte keinen wirklichen Musikgeschmack, in die Höhen eines englischen Sängers.
es war noch die Zeit als es doch auch noch neue Musik auf Schallplatten gab. die CD hatte ihre Hochblüte noch nicht erreicht. und so wurden mir drei schwarze Scheiben überreicht. vollkommen fremdes Gewässer. denn zu Hause gab es nur Radio Steiermark. im Auto den grausamen Schlagermix auf Kassette. eine Freude auf Fahrten in den Urlaub. denn die Bänder wurden nie gefressen...
doch welche sollte ich zuerst auflegen? den Mutigen gehört die Welt. das Erste was ich hörte, war eines dieser prägnanten Gitarrenriffs. und dann setzte der Gesang ein. oder war es ein Flehen, Klagen, Schreien. was gewiss war, war der Umstand, dass ich meinen Ohren nicht traute. diese fünfeinhalb Minuten "whole lotta love" sollten mein Leben verändern. diese fünfeinhalb Minuten haben sich gleich in meinem Kopf festgesetzt. auch wenn mir das damals nicht bewusst war. denn es ist schon eine ganz andere Art von Musik als dieser weichgespülte Pop. die Fahrstuhlmusik. es war Musik die einen wie ein Vorschlaghammer trifft. dich zu Boden wirft. und unten hält. regungslos. weil du einfach keine Ahnung hast, was jetzt gerade passiert. aber sobald du wieder fähig bist einen klaren Gedanken zu fassen, willst du mehr davon.
im Gegensatz zu den CDs bleibt dir, oder anders gesagt. du kommt gar nicht in Versuchung ein Lied zu überspringen. oder die Pause-Taste zu drücken. man zieht es durch.
ganz leicht wurde es mir trotzdem nicht gemacht. auch wenn das folgende "what is and what should never be" einen gänzlich anderen Charakter hatte. denn der "lemon song" war dann doch wieder sperriger. Blues war mir ja auch nicht geläufig. ich war doch erst fünfzehn. da lief noch der Musikantenstadl....
nach "thank you" war ich dann ziemlich sicher schon infiziert mit dem Virus Rock. einmal davon befallen, wird man früher oder später, nachdem die Virenlast, die man in sich trägt, immer größer wird, zu einem potenziellen Überträger dieser Krankheit. so wurde es schon bezeichnet. des Teufels Werk. nur war das bei den Beatles und Stones auch nicht anders. und wer weiß was man über Mozart, Beethoven und Co damals dachte. immer schön mit dem Strom schwimmen und nicht weiter auffallen....
doch Alles muss einmal enden. eine Entscheidung musste getroffen werden. nimmt man sich die Zeit, um die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten. da war so viel Neues. ungehörtes. unerwartetes. meine Erinnerung daran ist zwar nicht mehr ganz gegeben, aber ich war ziemlich sicher neben mir. vielleicht habe ich damals, hatte mich ja angesteckt, wie ferngesteuert die andere Seite abgespielt. das lässt sich nach dreißig Jahren wirklich schwer sagen.
ich werde ein wenig graben.
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