Männerschnupfen

Veröffentlicht am 2. Februar 2025 um 20:00

hätte ich gestern etwas geschrieben hätte ich mich auf einen leichten Männerschnupfen raus reden können. denn tropische Temperaturen um die 38,5 Grad kann man ja noch nicht als Fieber bezeichnen. das beginnt bei Männer erst bei knapp 39 und darüber. wenn überhaupt. würde ich jetzt auch noch schreiben, daß es mir jetzt die letzten Tage wirklich nicht gut gegangen ist. wäre es doch jammern auf hohem Niveau. aber die Fieberkurve ist im Sinken begriffen. nähert sich langsam wieder normaleren Gestaden. mein Antrieb kommt langsam zurück. der Appetit. und trotzdem hat es mir wieder viel von dem gekostet, was ich mir an Kraft und Ausdauer im Jänner aufgebaut habe. aber gut. so ist es nun ein Mal.

was ich jetzt aber schon auch ein wenig merke, trotz meines Katers Shakespeare, der mich mit seiner Nähe zu kurieren versuchte. oder wollte er sich nur an meinem Fieber wärmen. ist er doch ein klein wenig egoistisch. ist das Fehlen von jemanden der in solch schweren Zeiten Hühnersuppe kocht. auch wenn es wahrscheinlich keine wissenschaftlich basierten Studien gibt, die eine gesundheitsfördernde Wirksamkeit dieser belegen. ich werde das beizeiten wohl ziemlich sicher nicht recherchieren. Hühnersuppe hätte ich mir selbst auch gar nicht zubereiten wollen oder können. einerseits hatte mein Körper nur einen ziemlich begrenzten Drang nach Nahrungsaufnahme, es blieb bei einer Portion Reis, zwei großen Kartoffeln und zwei Stück eigens frisch gebackenen Weckerln im Verlauf von Freitag bis jetzt. andererseits hätte sich auch nicht wirklich etwas für deren Zubereitung zu Hause gefunden. der Kühlschrank liegt brach. und ich wäre wirklich von so etwas Ähnlichem wie Fieberwahn befallen, wenn ich mich die über siebzig Stufen nach unten bewegte, mich ins Auto setzte, einkaufen ginge, mich dann wieder siebzig Stufen nach oben quälte, wo doch schon jeder einzelne Meter von der Couch oder dem Bett in der Wohnung nicht immer einfach fiel. das sagt jemand, der sich so fit fühlte wie schon lange nicht mehr. will also etwas heißen.

natürlich wäre es schön wenn da jemand wäre, der sich etwas kümmert, wenn man krank ist. ich würde es auch machen. Hühnersuppe liegt mir gut. das hat auch kein kleinstes Bisschen mit einem Helfersyndrom zu tun. erwartet auch keinerlei Gegenleistung. ich würde sagen, daß ich einfach so bin. nur bei mir selbst habe ich da manchmal so meine Probleme. doch arbeite ich daran. wüsste ich nicht, daß ich kreislauftechnisch ziemlich sicher in die Horizontallage kippen würde. dann ließe ich mir ein Erkältungsbad ein. ich weiß auch von der fiebersenkenden Wirkung von Essigwickeln. nur hab ich keinen Essig dafür im Regal stehen. es sein denn es eignet sich dafür wirklich jede Art von Essig. doch wäre es mir um den Ingwer-, Radieschen- oder Wasabiessig zu schade und bei Balsamico. ich weiß nicht. doch weiß ich, daß ich mir bei der Zubereitung von Salat mehr Mühe, auch wenn es zumeist nur für mich selbst ist, machen könnte. Zwiebel mit Zucker gegen Halsweh und Husten. oder Honigmilch. es muss nicht immer etwas von Dr. Böhm oder Ratiopharm sein. oder von Shopapotheke. oder was es sonst noch alles für Anbieter pharmazeutischer Produkte gibt. einfach Ruhe.

so gesehen hat es auch etwas Positives alleine zu sein. manche Menschen meinen es mit der Fürsorge zu gut. was am Ende auch nicht wirklich dem Gesundungsprozess zu Gute kommt. "soll ich dir noch drei Decken bringen". "der Tee hat wirklich die empfohlenen 36,23 Grad Trinktemperatur". "kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun". okay. letzteres fällt da etwas aus dem Rahmen. es sei denn, es stellt sich die Häufigkeit von dreimaligem Nachfragen pro Stunde ein. da würde man, wenn man es denn könnte eine Spontanheilung praktizieren, die den Wundern Jesu gleichen würde.

wenigstens muss ich jetzt nicht nach Ausreden für den etwas schleifenden Haushalt suchen. mit 38 Grad Fieber muss man nicht unbedingt Staub saugen, das Bad und die Fenster putzen oder sonst was erledigen. außer die Orte sauber halten wo der Kater und ich, unabhängig voneinander, unseren Angelegenheiten  nachkommen. das ist Standard. alles andere ist Nebensache. Besuch ist ohnedies nicht zu erwarten. und wird auch wegen möglicher Ansteckungsgefahr auch erst gar nicht hereingebeten. es sei denn sämtliche Nahrungsmittelreserven gingen zur Neige. was ziemlich unwahrscheinlich ist. nur mit meinen Wanderpralinen kann ich mich über Wochen ernähren. die Teereserven erstrecken sich auch über einen längeren Zeitraum. Reis, Nudeln und andere Konserven zeugen davon, daß ich unabhängig bin und ganz gut selbst zurecht komme. und doch fühlt man sich, ich zumindest, wie eingangs erwähnt, etwas einsamer. darüber können auch die gut sieben Kilo schwarz-weißes Pelzgetier nicht hinweg täuschen. oder ist eben einfach nur die Sehnsucht mal wieder etwas mehr Zweisamkeit zu verspüren. in guten, vor allem in guten, wie auch in etwas schlechteren Zeiten. vielleicht steigt auch einfach nur mein Fieber wieder an. dieser lästige Männerschnupfen. wer weiß das schon.

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